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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0193
Nachruf

Prof. Dr. Dieter Mertens (1940-2014)

Am 4. Oktober 2014 verstarb in Freiburg im Alter von 74 Jahren Prof. Dr. Dieter Mertens, langjähriger
Ordinarius für mittelalterliche Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Mit ihm verlor die deutsche wie internationale Geschichtswissenschaft einen ihrer profiliertesten
Kenner des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, insbesondere auf dem Feld des deutschen
Humanismus und der südwestdeutschen Landesgeschichte. Der gebürtige Hildesheimer
studierte an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Münster Geschichte, Germanistik,
Lateinische Philologie und Philosophie. In Freiburg wurde er 1971 mit der von Otto Herding
betreuten Dissertation über „Jacobus Carthusiensis. Untersuchungen zur Rezeption der Werke
des Kartäusers Jakob von Paradies (1381-1465)" promoviert, und Otto Herding wies ihm weiterhin
den Weg der fruchtbaren Verbindung von Humanismusforschung und landesgeschichtlicher
Sichtweise, die das Werk von Dieter Mertens facettenreich prägen sollte, wie sich dies bereits
in seiner Freiburger Habilitationsschrift von 1977 „Reich und Elsass zur Zeit Maximilians I.
Untersuchungen zur Ideen- und Landesgeschichte im Südwesten des Reiches am Ausgang des
Mittelalters" spiegelt.

Nach einem Heisenbergstipendium und einer Lehrstuhlvertretung an der Universität
Augsburg hatte Mertens von 1984 bis 1991 den Lehrstuhl für mittlere und neuere Geschichte
mit Schwerpunkt Landesgeschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Universität
Tübingen inne; damit verbunden war die Leitung des Instituts für geschichtliche Landeskunde
und Historische Hilfswissenschaften. In dieser Zeit begann er sich mit dem Werk des schwäbischen
Humanisten Heinrich Bebel zu beschäftigen; seine Forschungen über die Haus- und
Territorialgeschichte Württembergs fanden ihren Niederschlag in dem großen Württemberg-
Beitrag im Handbuch der Geschichte Baden-Württembergs.

Als Mertens 1991 auf den Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters an der Universität
Freiburg berufen wurde, widmete er sich wieder verstärkt dem oberrheinischen Humanismus
und der hiesigen Landesgeschichte, insbesondere dem Werk des Schlettstädter Humanisten Jakob
Wimpfeling. Dessen Briefe hat er zusammen mit Otto Herding ediert, und das umfängliche Werk
des elsässischen Gelehrten analysierte und würdigte er in zahlreichen Beiträgen, zuletzt in einer
meisterhaften Zusammenschau im „Verfasserlexikon. Deutscher Humanismus 1480-1520"
(2013). Zum breiten Spektrum von Mertens' Forschung zählen auch die monastischen Reformen
des 15. Jahrhunderts, die spätmittelalterliche Geschichtsschreibung am Oberrhein und das spätmittelalterliche
Landesbewusstsein bzw. der Landesdiskurs in Schwaben, die Dichterkrönungen
als Schnittpunkt der Begegnung von Humanismus und Politik, die Rezeption der römischen Antike
um 1500, wenn er - in einem seiner letzten Beiträge - auf die Suche nach Meistererzählungen
und Ursprungsgeschichten am Beispiel von Caesar und Arminius ging (2014).

Nicht weniger galt das breit gefächerte Interesse von Mertens der spätmittelalterlichen
und frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte am Beispiel Tübingens und vor allem Freiburgs;
zum 850-jährigen Jubiläum der Albertina 2007 steuerte er einen gewichtigen Beitrag über deren
Gründungsphase bei, er beteiligte sich maßgeblich an der Vorbereitung des Jubiläums und
Konzeptualisierung des hiesigen Uniseums, beides große Leistungen, für die er 2005 mit der
Universitätsmedaille geehrt wurde. Wenn er 2007 für sein Lebenswerk den Schiller-Preis der
Stadt Marbach erhielt, so galt diese Auszeichnung nicht zuletzt auch seinem Engagement in
dem im Jahr 2006 ausgebrochenen badischen Kulturgüterstreit. Hier gelang ihm durch einen

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