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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0196
An der Geschichte der Eisenbahnbrücke in Kehl wird gezeigt, was die Grenzlage in Kriegszeiten bedeutete.
Das 1861 vollendete imposante Bauwerk mit hochaufragenden Portalen und einem Gitterträger-Überbau
in gotischem Stil wurde zu Beginn des Krieges 1870 unpassierbar gemacht; nach Sprengungen im Zweiten
Weltkrieg - zu Beginn von französischer, gegen Ende von deutscher Seite - musste sie komplett ersetzt
werden, erst durch ein Provisorium, 1953 dann durch eine Neukonstruktion. Die vertragliche Grundlage der
1950er-Jahre spielte auch beim Bau der 2010 in Dienst genommenen neuen Eisenbahnbrücke eine Rolle
mit dem Ergebnis, dass Deutschland 75 % und Frankreich 25 % der Kosten zu tragen hatte.

Das Angebot von Ausstellung und Katalog ist facettenreich; zum Stichwort „Der reisende Mensch"
geht es nicht nur um Fahrkarten und Sicherheitshinweise wie die Warnung vor dem Hinauslehnen, sondern
auch um das Selbstverständnis des Bahnreisenden von der Pionierzeit bis in unsere Tage, wo der
Schienenverkehr als umweltfreundlich Ansehen gewonnen und gegenüber dem Individualverkehr aufgeholt
hat. Stellvertretend für die Menschen, die durch harte und gefährliche Arbeit den Weg für das bequeme
Reisen bahnten, werden die Tunnelbauer der Schwarzwaldbahn vorgestellt; viele italienische
Wanderarbeiter waren darunter.

Man nimmt die vorliegende Publikation zur Ausstellung des Generallandesarchivs gern und mit
Gewinn zur Hand, zum Lesen, auch zum Studieren der aus dem reichen Fundus geschickt ausgewählten
Bilder. Dass der gesamte Katalog auf der Internetseite der Landesarchivverwaltung abrufbar ist, wird allerdings
die Verbreitung der Printversion etwas eindämmen. Renate Liessem-Breinlinger

Markus Friedrich: Die Geburt des Archivs. Eine Wissensgeschichte, Oldenbourg Verlag, München 2013,
320 S., 20 S/W-Abb.

Gestützt auf eine Fülle von Quellen und wissenschaftlichen Arbeiten sowie auf eigenen Augenschein, bringt
der Autor in seiner klar gegliederten Studie zur Frühen Neuzeit (etwa 1500 bis 1790) auch Rückblenden
in die Antike und vor allem ins Mittelalter (viele Archive waren noch nicht sesshaft) sowie Ausblicke bis
in die Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen weniger die Institution als die Menschen, die Archive geschaffen
und in ihnen gearbeitet haben; zu denen gehörten Fürsten, Gelehrte und vor allem die Archivare, „zunächst
einmal Krisenmanager" (S. 123).

Seit dem Spätmittelalter wuchs das Schriftgut geradezu explosionsartig an, befördert durch den
Übergang zu Papier als Beschreibstoff und die Intensivierung der Herrschaft kommunaler und staatlicher,
kirchlicher und anderer Institutionen mit der Folge, dass es um 1770 in Paris schon etwa 400 Archive gab
(S. 57). Immer mehr Schriftstücke sollten aufbewahrt, geordnet, geschützt und so erschlossen werden,
dass sie bei Bedarf zur Verfügung standen. Dazu brauchte es finanzkräftige Auftraggeber, qualifiziertes
Personal und geeignete Gebäude (oft inmitten quirliger Kommunen). Im Laufe der nicht gesteuerten, doch
in verschiedenen Ländern recht gleichmäßig verlaufenen Entwicklung wurden geeignete Räumlichkeiten
und Möbel geschaffen. Sie sollten gegen Feuer und Wasser, Schädlinge und Diebe geschützt sein. Kisten,
Truhen sowie Schränke wie in der Freiburger Gerichtslaube (Abb. 16) verbesserten die Sicherheit und die
Benutzbarkeit.

Diese ,Wissensgeschichte' gefällt wegen des weit ausgemessenen Feldes, zu dem auch Bibliotheken
und Museen gehören. Charakteristische Episoden, aussagekräftige Skizzen zu den Handelnden und treffende
Zitate lockern den Stoff auf, etwa „Schrift und Feder können mehr schaden als die Zerstörung eines
feindlichen Heeres" von C.L. Scheidt 1748 (S. 240). Den Text ergänzen informationsreiche, mehrheitlich
allerdings unbefriedigend reproduzierte Abbildungen.

Bei einer Neuauflage sollte man Druckfehler (etwa „Cour neuf'; S. 13) und sprachliche Mängel tilgen
(etwa: Schriftlichkeit wurde zu einer „entscheidenden Technologie bei der Akquise von Information";
S. 35); der letzte Satz auf S. 43 ist unverständlich. Viele Anmerkungen bleiben ohne Seitenzahl. Ein
Sachregister fehlt (Personen und Orte sind ausgewiesen); dabei informiert der Autor auch zu Archivreise,
Bann, Bestechung, Erinnerung, Friedensvertrag, Geheimhaltung, Gericht, Grenzstein, Gutachten, Heizung,
Kanzlei, Krieg, Landesteilung, Lesesaal, Matrikel, Notariat, Reformation, Registratur, Siegel, Terrier,
Transport, Zensur ... Um solche Einzelheiten in ihrem jeweiligen Zusammenhang kennen zu lernen, muss
der Leser 270 Textseiten mustern.

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