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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 43
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Ecclesia und synagoga!
Neues und Altes zur Geburtsszene im Vorhallen-Tympanon und zum

Pauluspfeiler im Hauptschiff des Freiburger Münsters

Von

Michael Bachmann

Frühere Thesen zur Geburtsszene des Tympanons und

zur Konsolfigur des Pauluspfeilers

Im Jahr 2013 habe ich mich in einem Aufsatz für so etwas wie eine Rückkehr zu einer älteren
Interpretationslinie der Geburtsszene im Vorhallen-Tympanon des Freiburger Münsters (zweite
Hälfte des 13. Jahrhunderts) stark gemacht (Abb. I).1 Und entsprechend argumentierte ich da
auch hinsichtlich des Pauluspfeilers (ca. 1310) im Hauptschiff dieses Kirchengebäudes (Abb. 2).

Diesen, richtiger: die Konsolfigur unter dem Apostel, erklärte noch der 1906 von Friedrich
Kempf und Karl Schuster publizierte Münsterführer als „kauernde Figur [...] mit Judenhut".2
Und bei der Geburtsszene deutete etwa Gustav Münzel die neben dem Bett Marias stehende Gestalt
als „die Christenheit oder, besser gesagt, die organisierte Christenheit, die Kirche".3 Sofern
auf der gegenüberliegenden Seite der mit einem Judenhut ausgestattete Joseph seinen Platz hat
und sofern der Apostel Paulus natürlich als Christ zu begreifen ist, wäre bei solchen Interpretationen
also hier wie dort an die Motivik „Kirche und Synagoge" zu denken.

Freilich, in jüngerer Zeit meinte Hans W. Hubert im Blick auf jene Konsolfigur, „dass [da]
der charakteristische Judenhut fehlt"; es ließen sich zudem „die enge Knopfreihe unter dem
Kinn und die schwarze Kappe unter der Kapuze eher für eine weltliche Tracht" geltend machen
.4 Und hinsichtlich der stehenden, bekrönten Gestalt der Geburtsszene äußerte ein Jahr
zuvor, 2007, Konrad Kunze: Diese „Figur ist ein Mann; er trägt das liturgische Gewand eines
Geistlichen", und der „könnte mit seiner Krone die Verkörperung der ,königlichen Priesterschaft4
sein".5 Sollten diese Vorschläge in die richtige Richtung weisen, wäre es schwierig (oder,
im Fall der Geburtsszene, zumindest schwieriger), hier jeweils an ecclesia und synagoga zu
denken.

In dem angesprochenen Aufsatz von 2013 plädiere ich indes dafür, dass es sehr wohl um diese
„heilsgeschichtliche" Konstellation gehe, und ich führe dafür einige vergleichbare Dokumente
an. Für den umstrittenen Hut der Konsolfigur verweise ich auf so etwas wie zwei Synopsen

Michael Bachmann: Kirche und Synagoge. Beobachtungen zu zwei umstrittenen Darstellungen des Freiburger
Münsters, in: das münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft 66 (2013), S.
97-108.

Friedrich Kempf/Karl Schuster: Das Freiburger Münster. Ein Führer für Einheimische und Fremde,
Freiburg 1906, S. 120.

Gustav Münzel: Der Skulpturenzyklus in der Vorhalle des Freiburger Münsters, Freiburg 1959 (Nachdruck
: Freiburg 1978), S. 245.

Hans W. Hubert: Die Apostelfiguren im Freiburger Münster. Kenntnisstand, Beobachtungen und Fragen
, in: Münsterblatt. Jahresschrift des Freiburger Münsterbauvereins e.V. 15 (2008), S. 4-23, hier S. 15f.

Konrad Kunze: Himmel in Stein. Das Freiburger Münster. Vom Sinn mittelalterlicher Kirchenbauten,
Freiburg u.a. 1320 07, S. 73. Noch in der 12. Auflage von 2002 meinte der Verfasser auf S. 63: „Vermutlich
ist mit dieser Frau die Kirche gemeint" (vgl. unten [bei] Anm. 15).

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