Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., B 9529
Die vierte Säcularfeier der Universität Tübingen im Jahre 1877
Tübingen, 1878
Seite: 46
(PDF, 20 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Alte Drucke und Autorensammlungen

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/tuebingen1878/0054
4G

geber des Grafen Eberhard; 5. die edlen Herren Hermann von Sachsenheim; Hans Nothaft; Konrad Schenk
von Winterstetten; 6. Der gräfliche Wagen ist bespannt mit 4 Pferden, die von Pagen geführt werden; auf
den Pferden sitzen Kinder mit Blumenkränzen im Haar und Palmzweigen in den Händen. Im Vordergrund
des Wagens steht die Muse und lenkt das Gespann; ihr zu Füssen sitzen ihre Schüler, eine Gruppe von.Jünglingen
mit Abzeichen der 4 Fakultäten. Im Hintergrund erhebt sich auf einer Estrade der Thron, geschmückt
mit Palmbäumen, den Emblemen Eberhards. Ihre Stämme sind umwunden von Schriftrollen mit der Devise
des Grafen: Attempto. Auf dem Thron sitzt der Graf, umgeben von seinen Räthen: zur Rechten der Landhofmeister
(Minister) Hans von Bubenhofe,n; und des Grafen vertrauter Rath Hans Späth von Ehrstetten (Zeuge
bei der Promulgation der Gründungsbulle); zur Linken: Lucas Spechzart, Leibarzt und Vertrauter von* Mech-
tildis, der Mutter des Grafen und Henricus Fabri, Abt von Blaubeuren und päpstlicher Commissarius bei der
Gründung. 7. Zur Seite des Wagens schreiten Marschälle, und hinter demselben folgt 8. Georg Freiherr von
Ow, Haushofmeister des Grafen, Jakob Schenk von Stauffenberg, Balthasar von Gültlingen u. A. 9. Gräfliche
Leibwächter. 10. Abgeordnete der Klöster: Bebenhausen (Cisterzienser) an ihrer Spitze der Abt Bernhard
Rockenbuch; Güterstein (Karthäuser) mit ihrem Abt Alberchtus Rot von Neuffen; Einsiedel (Fratres vitae communis
); Der Tübinger Augustiner (jetziges Stift), ihr Prior ist Lienhart Fries; und Barfüsser-Eremiten (jetziges
Convikt), unter ihnen der berühmte Erklärer des Duns Scotus, Paulus Scriptoris, und Konrad Pellikan aus
Weiklerstadt, später Reformator in der Schweiz.

Dritte Gruppe: Universität. Die Gruppe eröffnen: 1. Trompeter. Hierauf: 2. Die Pedelle; ihnen
folgen 3 Pagen mit dem Freibrief des Stifters und der Bulle des Papstes Sixtus IV., welche die Stiftung der
Universität und ihre Dotirung aus geistlichen Pfründen bestätigt. 4. Das Banner der Universität, getragen von
einem Studenten zu Pferde, voraus und zur Seite Marschälle. 5. Ein Page mit dem silbernen Scepter des Rektors
. 6. Der erste Rektor Johann Vergenhans, genannt Nauclerus, Lehrer und Vertrauter des Grafen Eberhard
, neben ihm der erste Kanzler Johannes Tegen, Probst des nach Tübingen verlegten Chorherrnstifts in
Sindelfingen, sowie der Universitätsschreiber. 7. Hervorragende Professoren des 1. Jahrhunderts: Gabriel Biel,
Prof. theol., »der letzte Scholastiker«. Lorenzo Marenco, Prof. jur., aus Genua. Georg Hartsesser, Prof. jur.,
einer der Stifter des Martinianums. Johann Reuchlin, in Tübingen 1522. Der berühmte Botaniker Leonhard
Fuchs. Ambrosius Blarer von Constanz, früher Mönch in Alpirsbach , dann Reformator im Lande ob der Staig
und Commissarius principis bei der Reformation der Universität, gemeinsam mit Simon Grynäus aus Vehringen
. Philipp Melanchthon, schon früher als Magister an der Burse thätig, wird 1536 zur Berathung in
Reformangelegenheiten berufen. Joachim Camerarius aus Bamberg, ein gelehrter Humanist; ihm gebührt das
Hauptverdienst bei der Neugestaltung der Universität. Johann Brenz von Weiklerstadt, bringt die Reformation
in Tübingen zu einem gewissen Abschluss. Jakob Heerbrand und Jakob Andreä, Haupturheber der Concordien-
formel. Nicolaus Varnbühler, Prof. jur. Johannes Hochmann, Prof. jur., Stifter des Hochmannianums. Jakob
Schegk, Prof. med. und erster Aristoteliker seiner Zeit. Martinus Crusius, bedeutender Philolog und Verfasser
einer schwäbischen Chronik; ist besonders bekannt durch seine Händel mit seinem genialen Schüler Nicodemus
Frischlin. Michael Mästlin, Lehrer Keplers. Den Schluss des Zugs bilden Gruppen von Studenten: Die alten
Bursen; Adelige Studenten aus dem 16. Jahrhundert, an ihrer Spitze die berüchtigten Raufbolde Veit Lung
von Planeck, Philipp Schenk von Winterstetten, Sebastian von Leonrod. Zöglinge des evangelisch-theologischen
Stipendiums, an ihrer Spitze der magister domus (Ephorus) Hieronymus Gebhard und der Repetent Stephan
Gerlach, der nach Konstantinopel ritt, um den Patriarchen zu bekehren; unter ihnen als Stipendiat Kepler und
der nachmals berühmte Theologe Egidius Hunnius. Grafen und adelige Herren aus dem Collegium illustre.

Hiermit waren die Festlichkeiten öffentlicher und allgemeiner Art, soiveit sie in Tübingen
selbst Statt fanden, beendigt. Aber am Nachmittag dieses Tages folgte eine stattliche Menge
der Einladung Seiner Maj e st ät de s König s nach Bebenhausen. Die Ehrengäste der
Universität fuhren in einer grösseren Anzahl von Wagen, ivelche die Königl. Post-I)irection gestellt
hatte. Andere Wagen aller Art und eine lange Reihe von Fussgängern unter Anführung
der Musik belebten den Weg. Ueber 1100 Gäste fanden in den festlich geschmückten Bäumen
Aufnahme, die Ehrengäste sowie zahlreiche andere geladene ältere Universitätsgenossen in den
schönen Refectorien, über 600 Studierende in den Kreuzgängen und dem Klostergarten. Ueberall
war für angenehme Sitze und treffliche Bewirthung gesorgt.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/tuebingen1878/0054