Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 87/3765
Villon, François; Zech, Paul [Sonst.]
Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn François Villon in deutscher Nachdichtung
Weimar, 1931
Seite: 12
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
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Alte Drucke und Autorensammlungen

  (z. B.: IV, 145, xii)



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nach den fettesten Bissen, hatte überall Agenten sitzen und bracht
te den Herrn Polizeipräsidenten durch Monatsgeld und Ehren/
vorsitz zum Schweigen. Sie war der sinnvollste Vorläufer der
modernen organisierten Verbrecherbanden in Chikago, Sidney,
Schanghai, auf dem Jang'tsckiang und sonstigen geeigneten
Ortsunterkünften.

Leider konnten die Coquillards zuweilen den Hals nicht voll
kriegen, sie rebellierten gegen den ökonomisch eingestellten
Hauptmann, und als sich Villon mit allen Mitteln Respekt zu
verschaffen suchte und dem lautesten Schreier den Flederwisch
durch die Fresse zog, da flog der ganze Kessel in die Luft.
Enttäuscht schlug sich Villon nach Norden durch.
Monatelang trieb er sich einsam in den Wäldern von Meaux
und Chateau'Thierry herum, bis er auf eine Jagdgesellschaft
stieß. Weil bei den Hundeführern gerade eine Stelle frei war,
nahm er sie mit Dank an und kam so an den Hof des Herzogs
von Orleans. Sein poetisches Talent konnte er leider nicht mehr
bei sich behalten. Er sang wieder zur Laute, wenn man faul
unter den Apfelbäumen lag und präsentierte mit diesen Kunst/
Stückchen gleichzeitig den Steckbrief. Der Herzog sah sich den
Wisch von allen Seiten genau an, sah den Villon an und zev
riß das Papier. Er war froh, diesen verflixten Kerl an seinem
Hofe zu haben, er konnte ihn gegen den vertrottelten Hof dichter
des Königs ausspielen und seiner Geliebten jeden Tag eine neue
Liebesballade dichten lassen.

Villon wurde also gegen eine Monatsgage von 30 Dukaten zum

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