Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 427
(PDF, 135 MB)
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schon seit Ewigkeiten und wird uns immer mehr vereinen, denn ich bin
du und du bist ich! Sei gerüstet, bald fällt der Schleier vor unseren
Augen und ein neues Dasein in schönerer Form wird uns beglücken
und das Leid der Erde vergessen lassen. Doch die kurze Zeit, die wir
noch hienieden ausharren müssen, wird uns noch ein grosses Leid bringen,
aber das soll so sein. Im Leide wurzelt die Erkenntnis und aus ihm
entblüht dereinst die wahre Seligkeit. 0 grolle nicht dem Geschick, es
wird uns das Schwert sein, das uns endlich für immer befreit von den
Fesseln dieser Welt."

Nach einem Seufzer fuhr der Knabe fort zu sprechen: „Noch eines
muß ich dir berichten. Du wirst bald gezwungen werden, meine Kräfte
zur Heilung der Wunde des Grafen in Anspruch zu nehmen, zögere
nicht, was auch daraus entspringen mag. Was kommen muß, das kommt.
Die Kapsel auf meiner Brust habe ich dir bis jetzt verheimlicht, weil die
Zeit noch nicht gekommen war. Mein Körper weiß nicht, was ihn bis
jetzt abgehalten hat, dir etwas davon zu sagen, jetzt aber wird er ohne
Zögern das Kleinod übergeben, da ich es so will. Halte meinen Körper
stets als dein Kind und denke nicht zu viel daran, daß ich dir geistig so
nahe stehe, er soll es nicht wissen, was ich dir heute enthüllt habe, er
würde es ja auch nicht begreifen. — Ich will sorgen, daß ein Strahl jener
großen zeit- und raumlosen Liebe unser menschliches Gemüt entzünde
und die Vater- und Kindesliebe, die unsere Körper verbindet, zur innigsten
macht, damit unser späteres Opfer ein vollkommenes werde. Und nun
lebe wohl! Ob es Tage sind oder Jahre, die uns noch von drüben
trennen, das weiß ich nicht, was macht das aus? Was sind das mehr
als Augenblicke in der Ewigkeit? — Geduld! — Bald sind wir frei!44

Ein leises Zittern dufchlief seine Gestalt, ein schwerer Seufzer
schwellte die Brust und die Glieder dehnten sich. Der Knabe schlug die
Augen auf und blickte verwundert umher.

„Bei Gott, bin ich ein fauler Lümmel — am hellen Tage einzuschlafen
! — Ihr seid mir wohl böse, liebster Vater, weil Ihr so befremdlich
blickt?"

Der Magister war ob des Gehörten so verwirrt, daß er erst durch
des Kindes helle Stimme wieder zu sich kam und sich ermannte. „Nein,
mein Kind, ich bin dir nicht böse — du hast auch nicht geschlafen,
nämlich was man so schlafen nennt — aber sage mir, trägst du nicht
eine silberne Kapsel auf deiner Brust?

„Ja freilich, mein Mütterchen hatte sie mir vor einem halben Jahre
beiläufig umgehängt und mir geboten, sie nicht eher zu öffnen, als bis ich
groß sein würde. Ich hätte es auch gar nicht gekonnt, denn man sieht
nicht, wo sie zu öffnen ist. Merkwürdig, ich habe vergessen, Euch davon
etwas zu sagen. Wollt Ihr sie sehen?0

„Gewiß, ich will sie öffnen — gib sie mir."


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