Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 478
(PDF, 135 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1907/0481
— 478 —

könnte möglicherweise noch eine Person um dieses Dokument wissen.
Sich dieser Person zu versichern, ist Eure Sache, hohe Frau!"

„Also noch jemand?*

„Wie gesagt, nur eine Vermutung."

„Aber um Himmelswillen, wer sollte das sein?"

„Ich fürchte, der Junker.*

„Weshalb aber glaubt Ihr — ?"

„Der Graf hatte seinerzeit eine ähnliche Absicht geäußert — Ihr
wißt, vor mir hatte er früher keine Geheimnisse, denn ich habe ja auch
jenes Dokument aufsetzen müssen — ob er aber diese Absicht ausgeführt
hat, weiß ich nicht und wage es auch nicht, ihn direkt darum zu
befragen, und der Junker verrät sich nicht, obwohl ich schon mehrmals
versuchte, ihn auszuhorchen."

„Und was soll ich nun dabei tun?"

„Der Junker ist Euch in leidenschaftlicher Liebe zugetan —!"

„Was?!" Die Gräfin war überrascht und unwillkürlich verzog sich
ihr Mund zu einer verächtlichen Gebärde.

„Davon wußtet Ihr nichts, Frau Gräfin? Merkwürdig, Frauen erraten
das doch stets. Allerdings, Frau Gräfin, so schön wie der Magister
ist der Junker nicht, aber ich denke, er ist auch kein solcher — Narr!"

„Wie, Ihr wißt —?"

„Ich weiß alles, Herrin! Der Teufel horcht durch die dicksten
Mauern, sagte ich. Kurz, Frau Gräfin, der Junker liebt Euch und
ginge für Euch durchs Feuer. Mir hat es ein Zufall verraten, denn der
Junker ist vorsichtig und trägt sein Geheimnis tief verschlossen in seiner
Brust. Nun sollt Ihr den Junker unschädlich machen, entweder durch
Eure Gunst oder noch besser, wenn Ihr ihm Eure Hand versprecht. Wie
ich den Junker kenne, müßte es Euch ein Leichtes sein, besonders als
seine Gemahlin, ihn stets zu Euren Füßen zu halten. Auch ist der
Junker durch seine Verwandtschaft mit dem Herrn Bischof und durch
seine Beziehungen zum Kurfürsten für uns ein guter Schutz, denn es
wird vielleicht etwas Aufsehen machen, wenn wir den unbequemen
Magister und sein Töchterlein dorthin schicken, wo sie nicht mehr
schaden können."

Er schwieg einen Augenblick und sah sinnend auf den Boden, als
verfolgte er dort einen Gedanken. Dann wandte er sich plötzlich wieder
zu der Gräfin, die ihn mit ängstlicher Spannung, lauernd und erschrocken
zugleich, anstarrte.

„Noch besser, Frau Gräfin — der Preis für Eure Hand sei eben
dieses Fläschchen — gebt es ihm! Nebst dem Kinde des Magisters
ist er noch am meisten um den Grafen. Wozu wollt Ihr Euch schließlich
der Gefahr aussetzen? Laßt doch den Junker Eure Hand verdienen!"

„Kanzler, das ist ein gewagtes Spiel! Denn wer bürgt mir, daß er
nicht hingeht und mich verrät?"


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