Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 526
(PDF, 135 MB)
Bibliographische Information
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Grafen nicht untertänig, so mußte man, um Elsbeth in ihre Rechte einsetzen
zu können, sich an den Kaiser wenden. Von der gelehrten Umgebung
des Kaisers, der sich selbst gar sehr für die okkulten Wissenschaften
interessierte, wurde außerdem ein Konzilium abgehalten und da
schmeichelte es der Eitelkeit des Grafen, daß sein Astrolog und Medikus
daran teilnehmen, vielleicht sogar sich hervortun konnte. Nun mochte
es wohl noch einmal so lange dauern bis Elsbeth, die nach ihrem Vater
in sehnsüchtiger Liebe bangte, wieder in dessen Arme eilen konnte.

Der Zustand des Grafen besserte sich unter Elsbeths Pflege und
Kraftübertragung von Tag zu Tag und schon vermochte er ab und zu
für einige Stunden sein Lager zu verlassen.

Wieder einmal hatte er sich in seinem hohen Lehnstuhl am Fenster
an der warmen Sonne gütlich getan, indes EJsbeth ihm zu Füßen saß
und mit ihm plauderte. Nach einiger Zeit fühlte er sich müde und
legte sich wieder zur Ruhe. Wie immer hatte Elsbeth dann den ein-
geschlafenen Kranken magnetisch behandelt, hierauf die Vorhänge geschlossen
, daß im Gemach nur ein den Schlaf begünstigendes Dämmerlicht
herrschte und war schließlich mit lautlosen Schritten verschwunden.
Nichts regte sich mehr, nur die leisen gleichmäßigen Atemzüge des
Schläfers waren zu vernehmen. — Da teilte sich der Vorhang, der den
Eingang zu einem anderen Gemach verdeckte, und eine seltsam vermummte
hohe Gestalt schlich vorsichtig herein und näherte sich, au!
den Zehenspitzen gehend, dem Lager des Grafen. Blitzschnell zog sie
ein kleines Fläschchen mit einer kristallhellen Flüssigkeit hervor und
goß einige Tropfen in den halb mit Wasser gefüllten Becher des Grafen.
Das Aussehen des Wassers wurde dadurch gar nicht verändert, nur ein
eigentümlich scharfer Geruch durchzog das Gemach. Die vermummte
Gestalt hatte die Hand auf die untere Gesichtshälfte gepreßt wie um
das Atmen zu verhindern und war dann eiligst wieder verschwunden.

Der Graf aber begann unruhig zu werden. Ein böser Traum hatte
ihn ergriffen. Er sah sich tief unten im Morgenlande schwer verwundet
und hilflos im Sande der Wüste liegen. Sein schwerer Panzer drückte
ihn und benahm ihm den Atem. Der heiße Sonnenbrand bohrte sich
in seine Glieder und trocknete ihn aus. Er litt die fürchterlichen Qualen
des Verdurstens. — Wasser — Wasser! — Er wollte schreien, vermochte
es aber nicht, eine unsichtbare Faust hielt seine Kehle zusammengeschnürt
Nur mühsam konnte er die Lippen bewegen. Da sah er eine
Gestalt auf sich zukommen, eingehüllt in einen Mantel, dessen einer Teil
auch das Gesicht verdeckte. Diese Gestalt bog sich über ihn, hielt in
der knöchernen Hand einen Becher und brachte denselben an seine
Lippen. Dabei verschob sich der Mantel und ein scheußlicher Totenkopf
grinste den Grafen an, der mit einem Schrei des Entsetzens erwachte
. Noch unter dem Banne dieses schaurigen Traumes verspürte
er eine merkwürdige Trockenheit im Munde, ergriff den neben ihm auf


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