Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 77
(PDF, 170 MB)
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hoffen, da ergriff mich die Krankheit noch grausamer; sie machte mich
krumm und lahm, stumm und blind, jeder Bewegung, wie in Krämpfen,
beraubt etc., gleichsam, als sollte ich die wenigen Augenblicke der Ruhe
büßen. Oft mußte ich mich mit Konvulsionen und Fieber zu Bette
legen; ich schlug mit Armen und Beinen schrecklich um mich und
knirschte mit den Zähnen, bis sie mir brachen. All diese und noch
tausend andere nicht weniger schreckliche Qualen verliefen ohne ärztlichen
Besuch, da ich immer glaubte, die Sache würde vorübergehen,
und zugleich fühlte, daß Medizin nichts ausrichten könne gegen jenen
Willen, der mich unter seine Befehle beugte.

Schließlich hatte ich den Besuch des Dr. Gallignani von Serravezza,
der nach vielem Fragen und Abhören sagte, daß ich gesund sei und die
Störungen von dem Kinde kämen, das ich an der Brust hatte; ich sollte
es entwöhnen und China-Absud nehmen, um Appetit zu bekommen.
Es geschah, allein die Leiden häuften sich immer mehr. Nach einiger
Zeit fragte ich andere Aerzte um Rat und tat stets, was sie mir verordneten
, aber keiner erkannte meine Krankheit und keiner konnte mir
helfen. Nun wurde mir geraten, ins Spital zu gehen, wo Pr. Moretti ordinierte
. Derselbe unterwarf mich einem langen Martyrium, das nichts
half. Neun Abende ließ er aus einer Gießkanne kaltes Wasser
auf mich gießen; an weiteren neun Abenden ließ er mich warm aus dem
Bette nehmen und in ein in Eiswasser getauchtes Leintuch wickeln.
Schließlich ließ er mich an neun Tagen in einen Zuber stecken und den
Körper von allen Seiten mit Wasser besprengen.

Unter anderen Qualen erwähne ich, daß, wenn man mir Wasser
auf den Kopf schüttete, ich krähen mußte wie ein Hahn, und wenn mir
das Wasser den Magen oerührte, miauen wie eine wilde Katze oder
bellen wie ein wütender Hund. Nach zwei Monaten dieses Martyriums
verließ ich das Spital, gewiß nicht gebessert, wenn auch die Krankheit
eine andere Richtung genommen hatte.

Es begann nun eine Periode von Quälereien, die ich mit Hunger
bezeichne, weil, wenn mir erlaubt war zu essen, mich nichts sättigen
konnte, und andererseits mir tagelang das Nehmen von Speise verwehrt
wurde, so daß ich*mit einem Ei oder etwas Milch auskommen mußte.

Oft wurde mir nicht gestattet, die Nahrungsmittel zu nehmen, die
ich im Hause hatte; die »Krankheit« wollte feinere, die ich mir nicht
beschaffen konnte. Ein anderesmal, wenn ich meinen Anteil an Polenta
gegessen hatte, ergriff mich eine solche Magenschwäche, daß ich den
Anteil aller übrigen Familienmitglieder (10 oder 12 große Schnitte) verzehren
mußte. Sie gaben mir alle gerne, um mich nicht leiden zu sehen,
denn sie wußten, wie sehr mich die »Krankheit« strafte, wenn ich sie
nicht zufriedenstellte.

Einmal mußte ich, nachdem ich zu Abend gegessen hatte, an Brot
von fünf Pfund essen und nach einer Stunde noch mehr davon nehmen,
um schlafen zu können.


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