Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 78
(PDF, 170 MB)
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Wenn nachts irgend eine Speise von mir verlangt wurde, mußte
ich mich erheben und sie mir im Hause oder außerhalb verschaffen.
Wenn es sich um Kohl, Salat, Kartoffeln, Knoblauch etc. handelte, mußte
ich auf das Feld gehen, wo diese Nahrungsmittel sich fanden, und dieselben
röh und mit der Schale essen, ausgenommen Bohnen, die ich
kochen konnte. Ich mußte sie aber Stück für Stück verzehren, indem ich
sie nach und nach aus der Pfanne nahm, ehe sie fertig gekocht waren.

Wenn die verlangte Speise nur beim Krämer zu haben war, wie
weißes Brot, Käse, Fleisch, Stockfisch etc., mußte ich fortgehen, sie zu
holen, ob ich Geld hatte zu bezahlen oder nicht. Oft hatten die Krämer
, welche mein Leiden kannten, Mitleid mit mir und schenkten mir
etwas, aber manchmal war die Ausgabe zu groß, weil das Brot nur als
Zugabe gelten sollte und umgekehrt.

Wein und Likör wurden noch heftiger verlangt, und wehe mir, wenn
ich mich widersetzte; die Qualen wurden dann unerträglich.*)

Einmal wurde ich getrieben in ein Kaffeehaus zu gehen, wo ich sieben
Tassen Kaffee und Milch nehmen und eine große Platte von Brotschnitten
dazu einbrocken mußte. Außerdem noch die Portion zweier Anwesenden
, welche mir dieselbe abtraten.

Wenn ich vom Felde zurückkam, mußte ich die ganze Straße entlang
schreien; »Welcher Hunger! Welcher Hunger!«, bis ich schließlich
zu einigen Bauern kam, welche Brot im Ofen hatten, und ich mußte davon
zwei oder drei Stück mit verschiedenen Tassen Milch verzehren.
Es kam nicht darauf an, ob das Brot fertig gebacken war; ich mußte es
essen, wie ich es in dem Momente fand, in dem die Krankheit es verlangte.

Eines Tages hatte ich eine schöne Pfanne voll Kastanien für die
ganze Familie gekocht; ich mußte die ganze Portion essen, auch den Anteil
der Kinder, welche weinten. Was mir am Tage geschah, wiederholte
sich dann in der Nacht im Traume mit denselben Quälereien und denselben
Leiden, so daß ich keine Ruhe fand, weder Tag noch nachts,
nicht im Wachen und nicht im Schlafen.

Einmal schickte mich die Krankheit zu einem Bauer, um eine Melone
zu betteln mit den Worten: »Der Hunger! der Hunger!« Der Bauer gab
mir eine der größten Melonen, welche genügt hätte, eine Familie zu sättigen
; ich aß sie ganz auf und suchte noch die Schalen aus. Nicht genug,
ich ging noch zu einem anderen Bauer, der mir eine noch größere
Frucht gab, welche ich zur Hälfte verzehrte; dann konnte ich nach
Hause zurückkehren.

Derselbe Hunger trieb mich ein anderes Mal in ein Kaffeehaus, wo ich
fünf Tassen Kaffee mit Milch trank und ein Brot um 30 Cent, dazu
aß. Da ich fortfuhr, über Hunger zu klagen, ließen mir die Anwesenden,
welche mich kannten, Wein bringen, ferner Brot und Mortadella in großer
Menge, die ich in wenigen Minuten verschlang. Hierauf konnte ich heimgehen.

*) Alkoholismus kann also auch solche Ursachen haben! (Q. W. Surya.)


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