Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 255
(PDF, 170 MB)
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sagen aber jene hierzu, welche den Tod nicht als Vernichtung, sondern
im Gegenteil als eine Befreiung der Energie ansehen? Für dieselben ist
gerade die Energie eines Sterbenden oder eines Gestorbenen dasjenige,
was sich unter den bekannten Formen manifestiert.

Die Katheder-Wissenschaft nennt Telepathie »falsche Erinnerung.«
Aber auch nur bei flüchtiger Betrachtung sieht man klar, daß von Erinnerung
nicht die Rede sein kann.

Der gewöhnlichste Irrtum ist nach Anastadis Ansicht, die Vorahnungen
mit Telepathie zu vermengen. Anastadi zeigt beispielsweise,
daß man den Fall der Calpurnia und jenen des Marschall Moltke in
einem Atem nennt. Was haben beide Fälle miteinander zu tun? Calpurnia
wollte nicht, daß ihr Gatte in den Senat gehe, denn sie zitterte
für sein Leben, da sie an die Vorbedeutung ihres Traumes glaubte.
Moltke hingegen ist der Protagonist einer mysteriösen Geschichte, die
niemals aufgeklärt wurde. Sie ist kurz folgende: Genau in dem Momente,
in dem Moltke in seinem Krankenzimmer den letzten Seufzer aushauchte,
sah die Schildwache des Palais, welche von der bevorstehenden Katastrophe
nichts wußte, staunend den Feldmarschall auf der Brücke stehen
und, die Ellenbogen auf das Geländer gestützt, das Gesicht in die Hände
gelegt, in den Fluß starren. Die Soldaten trugen die Begebenheit in das
Wachbuch ein, wonach man das Uebereinstimmen der Zeiten feststellen
konnte.

Die Telepathie ist nicht ausschließlich Anzeichen des Todes. In sehr
schweren Krankheiten bemerkt man, wenn auch selten, ein telepathisches
Phänomen als Vorbote der Wiedergenesung.

Es ist ferner zu bemerken, daß in der reinen Telepathie die »Phantasmen
« oft sprechen — was sie nur selten in gewöhnlichen mediumistischen
Sitzungen tun — und zwar mit lauter Stimme und wohlartikuliert. In gewöhnlichen
Fällen kommt es nicht häufig vor, daß das Phantom so leicht
und gewandt spricht, wie die Katie King des William Crookes; man hat
im Gegenteil fast immer eine leise, ja nicht selten nur flüsternde Stimme
konstatiert. In der Telepathie scheint man sich in einem gewöhnlichen,
normalen Fall unseres irdischen Lebens zu befinden. Dies widerspricht
aber der Tatsache, daß es nach dem Verlassen des irdischen Lebens doch
einer großen Schwierigkeit begegnen, müßte, Sprechorgane zu bilden von
einer Seite, die sie nicht hat und die sich kaum in der neuen Daseinsform
zurechtfinden mag.

Die telepathische Phantasmagorie erscheint nicht immer genau im
Augenblicke des Todes, wie es als Regel gilt, sondern einige Stunden
oder höchstens einen Tag nach dem Tode. Auch Anastadi ist der
Ansicht, daß es sich hier um den ersten Effekt eines Monoideismus
handelt oder um die Energie des Protagonisten, die, getrieben von einem
unwiderstehlichen Verlangen in der höchsten Not des Todes, in Wirkung
tritt. »Ich« — sagt jedoch Anastadi — »halte es für jetzt weise, nicht weiter


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