Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 365
(PDF, 170 MB)
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gewiesen ist, das die Sinne und im besonderen noch diejenigen Sinne
ihm vorzaubern, die es in einer gewissen Modifizierung als sein Eigen
besitzt. So ist dieses Weltbild nicht unmittelbar das der reinen Vernunft
, wir erhalten es aus einer von ihr unprüfbaren vermittelnden Quelle
und es ist ein, wenn auch nicht falsches, da wir sonst an jedem durch
die Sinnenwelt doch allein uns ermöglichten Vernunftschlusse verzweifeln
müßten, gleichwohl ein nur bezugsweise wahres. Unfertig aber
und fraglich sind alle Erkenntnisse, die wir über die rätselvolle Welt
einsammeln, wie trefflich immer sie uns hie und da über sie, vornehmlich
für den äußeren Nutzen, belehren. Am dunkelsten aber bleibt nun,
ganz unergründbar in Dunkel gehüllt, die Erkenntnis des Ich über dies
Ich selbst, welches da fragt und forscht. Was es in Grund und Wurzel
selber sei, wer von den Milliarden der Menschen, die seinen Namen im
Munde führen, hat das je wissen können und wer der Künftigen wird
es wissen? Gehört es zu den »Worten des Wahnes«, daß, »dem
irdischen Verstand die Wahrheit«, — die Wahrheit über das einige All
— »je wird erscheinen«, so ist die Wahrheit über das Wesen des Ich
in der Tat so unerforschbar wie über die Wesenheit Gottes und wir
können darüber nicht einmal »raten und meinen«'. Da wir daran verzweifeln
müssen, gibt es die Menschheit als Menge mit Einschluß der
Gebildeten auch da auf, der Frage über das Ich nachzusinnen, wo es
möglich ist, zu belehrenden Ergebnissen fortzuschreiten. Sie überläßt
das einzig den Forschungen der gelehrten Psychologie, an deren mechanischen
Messungen der »physiologischen Zeit«,*) welche die Zeitdauer
zwischen den äußeren Sinnenzeizen und der Aufnahme der Wahrnehmungen
und Vorstellungen in das Bewußtsein bedeutet, sie ebenso
wenig regeren Anteil nimmt, wie an den tiefer hinabdringenden Ergrün-
dungen des Verhältnisses vom Denken, Fühlen und Wollen untereinander
, des Bewußten und Unbewußten, der Instinkte, der Erinnerungen,
der Einbildungskraft und Phantasie. Alle diese wichtigen Untersuchungen
berühren den Menschen als solchen in ihrem Wert und
Wesen jedes Lebensaugenblickes nicht unmittelbar und können zwingend
und packend seine Aufmerksamkeit nicht fesseln. Darum fehlt viel
daran, daß der Mensch, der gemäß allen seinen Anlagen sich als »Maß
der Dinge« zu betrachten berufen glaubt, im Verhältnis zu dieser Vorbedingung
den Menschen als erstes Ziel der Erkenntnis ins Auge
nähme. Die Ergündung des Menschen ist auch deshalb das Aller-
schwerste, weil es nicht mit der Erkenntnis vom Menschen in diesem
oder jenem Exemplare oder vielleicht in einer bestimmten Zahl von
Exemplaren mit einer Durchschnittsbeschaffenheit getan ist, sondern
alle Menschen mit unendlichen Verschiedenheiten ihrer Seelenorganismen
, die zwischen Mensch und Mensch angesichts jedes einzelnen

*) Vergl. darüber Dr. Franz Freudenberg, Uebers. Welt 1908, S. 54 f.


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