Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 435
(PDF, 170 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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jetzt. „Ja, wie soll ich das verstehen?!" sagte der Geistliche, indem er sich umdrehte
. „Die Dame da . . Er konnte nicht weiter sprechen und blieb mit offenem
Munde stehen; der Wagen und die Dame waren verschwunden und wie von der
Erde verschlungen. Der Diener vermutete stark, daß der Mann, der sich hier für
einen Geistlichen ausgab, ein Verrückter oder ein Spaßvogel wäre. Er wollte gerade
die Tür wieder zuschlagen, als der Herr des Hauses erschien, um zu fragen, was
eigentlich geschehen wäre. Der Geistliche teilte ihm in wenigen Worten das Vorgefallene
mit, indem er die Dame, die ihn geholt hatte, zu beschreiben versuchte.
„In meinem Bekanntenkreise kenne ich niemand, auf den Ihre Beschreibung paßte,"
antwortete der „Sterbende". „Ich würde es mir aber trotzdem zur Ehre anrechnen,
wenn Sie einträten." Der Geistliche folgte der freundlichen Einladung und der
Herr des Hauses sagte, nachdem man Platz genommen hatte: „Es ist jedenfalls sehr
merkwürdig, daß man Sie in dieser geheimnisvollen Weise zu mir geschickt hat.
Ich habe nämlich, obwohl es mir gesundheitlich sehr gut geht, seit einiger Zeit
wirklich ein bißchen Sorge um mein geistiges Wohl, und ich habe schon selbst
daran gedacht, Sie holen zu lassen, um mit Ihnen darüber zu plaudern. Und da
Sie nun einmal hier sind, wollen wir den Zufall, der Sie mir ins Haus gebracht hat,
ganz außer acht lassen und ich will Ihnen, wenn es Ihnen recht ist, sagen, was
mich drückt." Nachdem die beiden Männer wohl eine Stunde lang miteinander
gesprochen hatten, trennten sie sich und Herr X. versprach, am nächsten Morgen
in die Kirche zu kommen. Da er sein Versprechen nicht hielt, beschloß der Geistliche
, noch einmal zu ihm zu gehen, um ihn zu fragen, warum er sein Wort nicht
gehalten habe. Wie vom Donner gerührt war er, als derselbe Diener, der ihm am
Abend vorher die Tür geöffnet hatte, mitteilte, daß sein Herr wenige Minuten nach
seinem, des Geistlichen, Weggangs, gestorben sei. Tief erschüttert ließ sich der
Geistliche in das Sterbezimmer führen, und der erste Gegenstand, der ihm hier ins
Auge fiel, war ein Frauenbildnis, das auf einem kleinen Nachttisch stand: es war
das Bild der Frau, die ihn am Tage vorher aus der Kirche geholt und zu dem
„Sterbenden" gerufen hatte. „Wer ist diese Dame?" fragte der Geistliche in höchster
Aufregung den Diener. „Dieses Bild, Herr Pfarrer," antwortete der Gefragte,
„ist die letzte Photographie der vor fünfzehn Jahren verstorbenen Gattin
meines Herrn!" «

Berliner Weihnachts-Aberglaube. Der Aberglaube, der ja gerade in Berlin
stark verbreitet ist, treibt auch in manchen Weihnachtsbräuchen seine Blüten.
Hier kommen zum Teil alte Überlieferungen zum Ausdruck. Alle Träume, die man
zwischen Weihnachten und Neujahr hat, gehen in Erfüllung. Kinder, die in der
Weihnachtsnacht geboren werden, haben die Gabe der Prophezeiung. Am Weihnachtsabend
wird ein Fingerhut mit Sand gefüllt und sein Inhalt auf ein Stück
Papier gelegt. Der Betreffende, dessen Häufchen am Morgen des ersten Feiertages
zusammengefallen vorgefunden wird, stirbt im Laufe des neuen Jahres. Vom
Weihnachtsabend bis Neujahr darf die Wäscheleine nicht auf dem Trockenboden
hängen bleiben, sonst gibt es ein großes Unglück. Am Heiligabend müssen Rogen-
Karpfen gegessen werden, denn Fischrogen bringt Geld. Arme Leute, die sich
keinen Karpfen leisten können, kaufen sich einen Hering mit Rogen. Wenn man
Schuppen von den Weihnachtskarpfen im Portemonnaie trägt, hat man das ganze
Jahr über Geld.

Farbenhörende Künstler. Zu diesem Thema, über das hier kürzlich manches
Interessante gesagt wurde, sei an ein Vorkommnis erinnert, das eines gewissen
komischen Beigeschmacks nicht entbehrt. Der Altmeister Karl Reineke erzählt in
einer seiner Schriften, daß er einmal Zeuge war, wie ein Dirigent sein Orchester
wegen des Vortrags einer Stelle in einer Symphonie tadelte und die Musiker mit der

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