Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 444
(PDF, 170 MB)
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seiner Verwandten gestorben. Zittert jemand plötzlich, so geht ein Mensch über die
Stelle seines Grabes. Wer bei Tisch niest und dabei den Mund voller Speise hat,
beklagt bald den Verlust eines Angehörigen. Risse auf einem Brotlaib oder rote
Flecken auf Leinwand zeigen in Ohio einen Todesfall an. Derjenige, der eine Hacke,
einen Spaten oder eine Axt durch ein Zimmer trägt, gibt dem Totengräber Beschäftigung
. Kracht ein Sarg unter den Händen des Schreiners, so steht diesem Handwerksmann
neue Arbeit in Aussicht. Man trage eine kranke Person in ein anderes
Zimmer, und sie stirbt, glaubt man allgemein in den Vereinigten Staaten und auch
vielfach in Deutschland. Eine Kuh, die um Mitternacht schreit, zeigt einen Todesfall
an, so auch Ticken an der Wand, in Amerika death watch genannt. Ruft ein
Sterbender den Namen eines Abwesenden, so sieht dieser großen Unannehmlichkeiten
entgegen. Die Person, auf welche der letzte Blick des Verstorbenen fällt, stirbt
zuerst. Wird ein Doktor an einem Freitag zu einem Kranken gerufen, so stirbt dieser
. Ein im Herbst blühender Baum vermehrt die Zahl der Sterbefälle. Die Person,
welche das Qrab des Eingescharrten zuerst verläßt, erlebt den nächsten Todesfall
in ihrer Familie. An einem Leichenzug darf man nicht schnell vorbeieilen, unter
keiner Bedingung aber durch denselben schreiten oder fahren. Begegnet man einem
solchen, so muß man, ehe man weitergeht, drei Schritte rückwärts marschieren.
Einen Leichnam darf man nicht über Sonntag im Hause behalten, sonst stirbt jemand
aus der trauernden Familie innerhalb eines Jahres. Auch darf kein Qrab am Sonntag
offen gelassen werden. Viele Amerikaner gehen, wenn sie Freunde besuchen
wollen, nicht über einen Kirchhof, weil sie befürchten, den Tod zu ihnen zu tragen.
Die Kleider des Toten halten nicht lange, wenn sie von Lebenden getragen werden.
Nach einem! Todesfall wird in Kanada und den Vereinigten Staaten das Haus gründlich
gereinigt, selbst die Wände werden neu gestrichen oder tapeziert. Trauernde
dürfen auf dem Heimwege vom Kirchhof nicht das Haus des Toten passieren.

Mannigfach und weit verbreitet sind die mit dem Spiegel verbundenen abergläubischen
Ansichten. Derjenige, dem der Neumond aus einem Spiegel entgegen-
leuchtet, wird bald etwas Unangenehmes erleben. Dem Kinde, das, ehe es ein Jahr
alt ist, sich im Spiegel bewundert, steht ein sorgenschweres Leben be^or. Die
Schwedin, die beim Talglicht in den Spiegel sieht, tut. dies auf die Gefahr hin, ihren
Liebsten zu verlieren. Eine amerikanische Braut darf nicht mehr in den Spiegel
blicken, nachdem ihre Brauttoilette beendet ist. Allein sie weiß sich zu helfen und
drohendes Unglück abzuwehren, indem sie nach gründlicher Besichtigung ihrer Erscheinung
die Handschuhe anzieht. Auf den westindischen Inseln glaubt man, daß,
sobald ein Sterbefall eintrete, alles Wasser im Hause vergiftet werde. Man entfernt
es daher so schnell als möglich, oft schon, ehe der Patient den letzten Atemzug
getan. Um diesem das Sterben zu erleichtern, wird ihm das Kissen unter dem Kopfe
weggezogen. Wenn die Irländer in Amerika ein neues Heim beziehen, legen sie erst
ein mit Salz gefülltes Säckchen in jedes Zimmer. Während eines Gewittersturmes
stellten früher die Juden der bayrischen Rheinpfalz ein Salzfäßchen auf den Tisch
und legten Brot daneben. Wer sich in Amerika vom Heimweh oder von der Sehnsucht
nach einem Freunde befreien will, bindet sich ein herzförmiges, mit Salz gefülltes
Säckchen um den Hals.

Wir ergänzen diese kleine Probe noch durch die launige Darstellung, die
Professor Knortz vom Hausfrauenaberglauben drüben gibt. „Ich bin nicht abergläubisch
," sagte mir einst ein Amerikaner, „aber meine Frau ist es. Sie ging kürzlich
aus und vergaß ihren Sonnenschirm; sie kehrte zurück, um ihn zu holen, legte
ihre Geldbörse auf den Tisch und ließ sie dort liegen. Darauf kam sie zum zweitenmal
zurück und setzte sich nieder. „Willst du nicht ausgehen?" fragte ich. „Ja/4
erwiderte sie, „aber ich muß mich erst eine Zeitlang niedersetzen, damit der Zauber
gebrochen wird." Als sie fortgegangen war, bemerkte ich zu meinem Leidwesen,
daß sie sich in ihrer Zerstreuung auf meine neue stove-pipe (Zylinderhut) gesetzt,


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