Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 463
(PDF, 170 MB)
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— 463 —

Naturwissenschaften ist mathematisch beweisbar? Nach einer kurzen Reihe
nachweisbarer Kausalzusammenhänge stehen wir überall vor dem Rätsel.
Nehmen wir z. B. die okkulte Tatsache des zeitlichen Fernsehens beim
Menschen als bewiesen an, und wir können dies, was folgt logisch aus
dieser Ueberflügelung der Zeit durch den menschlichen Geist? Doch
nichts anderes, als daß etwas im Menschen lebt, das über der Zeit
steht, dem das phänomenale Nacheinander der Ereignisse sich auflöst
in ein Nebeneinander.

Wer allein aber steht über Raum und Zeit als der absolute Geist,
die Gottheit. Wer also lebt im Menschen? Nun, eben die Gottheit! Aus
dem Munde der Pythia in Delphi sprach, nach dem Glauben der
Griechen, der Gott Apollo. In ihr (der Gottheit) leben, weben und sind
wir. Dieser pantheistische Ausspruch des Apostels Paulus findet demnach
in der okkult-wissenschaftlichen Forschung der Neuzeit eine objektive
Bestätigung, an der nicht zu rütteln ist.

Daß der Geist Gottes nicht nur im Menschen lebendig ist, sondern
die ganze Natur gleichmäßig durchdringt, beweist die zeitliche Vorausschau
der Tiere von elementaren Ereignissen, wie Erdbeben und Vulkanausbrüchen
. Der Okkultismus nun unternimmt es, auch den Seelenbeweis
auf Grund einer Reihe von parallel laufenden Tatsachen im Gebiete
des Somnambulismus und des Spiritismus anzutreten. Doch das
verpönte Wort »Spiritismus« erinnert uns daran, daß wir wieder vor
den Folgen einer Massensuggestion stehen.

Seit 50 und mehr Jahren wird den Kulturvölkern von ihren wissenschaftlichen
und religiösen Führern gepredigt, daß der Spiritismus ein
grandioser amerikanischer Schwindel sei.

Den Frommen wircf gesagt, er sei eine großartige Inszenierung des
Satans zum Verderben der Kirche (Egbert Müller)^ Die Presse, wie stets
mit dem Strome des offiziellen Wesens schwimmend, stößt in dasselbe
Horn, alles todschweigend, was dafür spricht, und mit Triumphgeschrei
jede Entlarvung eines Mediums, mag sie auch sonst noch so anfechtbar
sein (s. Prof. Münsterberg) der schmunzelnden Philisterherde verkündend.

Was Wunder, daß sich diese Suggestionen in den Köpfen der Masse
festgesetzt haben wie Keile.

Die Macht dieser Suggestionen verhindert selbst geistig hochstehende
Männer, deren Grundsatz es sonst ist, kein Ding ohne gründliche Untersuchung
und Studium zu verwerfen, an diesen Dingen mit überlegenem
Lächeln vorbeizugehen. Man weiß ja — einer redet es dem andern besinnungslos
nach — daß es heutzutage keine Wunder mehr gibt. Und
da kommen diese verrückten Spiritisten und wollen uns mit ihren Erzählungen
von Materialisationen und Fernwirkungen um Jahrtausende zurückbringen
. Nein, darüber ist man, Gott sei Dank, heutzutage gründlich
hinaus. Damit gibt sich kein wahrhaft gebildeter Mensch mehr ab, es
sei denn, er ist einem krankhaften Mystizismus verfallen.


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