Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 491
(PDF, 170 MB)
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Was die hauptsächlichsten Hypothesen betrifft, welche man aufgestellt
hat, um in das Mysterium der vormahnenden oder voraussagenden
Manifestationen einzudringen, so weist E. Bozzano zunächst (1.) auf
die alte und oft zitierte philosophische Auffassung des Universums hin,
nach welcher Vergangenheit und Zukunft nur eine ewige Gegen- '
wart bilden, aus der wir dank eines besonderen Zustandes unseres \
Bewußtseins Segmente nehmen. Einer genaueren Analyse kann diese
Hypothese nicht Stand halten. Das gleiche ist der Fall mit anderen
Hypothesen, welche z. B. behaupten, daß (2.) unser bewußtes Ich nur
als Fragment eines viel umfangreicheren Ichs zu betrachten sei, einer
Intelligenz, für welche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eines
sei und die nach Belieben Gleichzeitiges wie Zukünftiges wahrnehmen \
könne. Dies heißt nichts geringeres, als jenem Ich göttliche Eigen- y
Schäften zuschreiben, vor allem Allwissenheit! — Eine Hypo- j
these (3.) behauptet, daß die Hauptereignisse in jeder Existenz vorher
bestimmt seien und schon in der metaätherischen Sphäre enthalten
seien, diese aber wäre den Fähigkeiten des Unterbewußtseins zugäng- j
lieh (die Astral-Ebene der Theosophen). Man entging auf diese Weise \
der Forderung göttlicher Eigenschaften für das subliminale Bewußtsein,
allein man stempelte zugleich den Menschen zu einem Automaten, bar
jeder Verantwortung und jeder Willensfreiheit.

Um auch diesem Einwurf zu begegnen, konstruierte man die Hypothese
(4.) der Reinkarnation. Die Seele selbst bestimmt für sich
die Hauptereignisse ihrer nächsten Existenz zwecks ihrer Entwicklung
und Vervollkommnung. Diese Ereignisse sind dem Unterbewußtsein
bekannt und aus diesem "tauchen sie später auf. Will man die Reinkarnation
nicht gelten lassen, so könnte man als weitere Hypothese (5.)
wenigstens eine Präexistenz, ein Dasein vor der Geburt annehmen,
in welcher unser künftiges irdisches Leben vorausbestimmt worden wäre.
Allein wenn man diese Hypothesen auch nicht ganz verwerfen kann, sie
würden doch niemals jene Prophezeiungen, jene Vorhersagungen erklären,
welche sich nicht mit dem einzelnen Menschen beschäftigen, sondern
Schicksale ganzer Völker*) betreffen. Ebenso lassen sich die ge- \
nannten Hypothesen nicht zur Erklärung von solchen Fällen der Premo- \
nition verwenden, deren Inhalt zu unbedeutend und zu banal ist, um j
zur Entwicklung und Vervollkommnung des betreffenden Menschen vor- /
her bestimmt zu sein.

Diese Ueberlegung hat eine andere Hypothese (6.) geboren, nach
welcher die Fälle geringen Inhalts als besondere Manifestationen zu betrachten
wären, und zwar unter bewußter oder fremder Personalität,
lediglich zu den Zwecken, die Seelen der Menschen zu beeindrucken,

*) Die Theosophen allerdings würden da vom >Kollektiv-Karma sprechen.

(Der Schriftleiter.)

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