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Zentralblatt für Okkultismus.
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VII. Jahrgang.
April \9U.
10. Heft.
Nachdruck aller Originalartikel verboten.
Die Furcht vor dem Uebersinnlichen.
Von Verltas.
Motto: Die bleiche Furcht
hält sie im Banne.
Wer heutzutage in Deutschland, veranlaßt durch ein nicht zu unterdrückendes
philosophisches Bedürfnis oder durch Forderungen des Gemüts
bewogen, sich offen zu einer metaphysisch gerichteten Geistesströmung
bekennt, etwa zur Philosophie eines Karl du Prel oder auch
zu irgend einer theosophischen Richtung, der kann im heutigen Lande
der Dichter und Denker die seltsamsten Erfahrungen sammeln.
Zunächst muß zugegeben werden, daß die Furcht vor dem Uebersinnlichen
der überwiegenden Mehrzahl angeboren ist.
Man braucht nur dem mittelmäßig gebildeten harmlosen deutschen
Provinzialen*) unvermittelt vom »Spiritismus« zu sprechen, so wird man
bemerken, daß die meisten sich mit einem leisen Schauer abwenden und
das Gespräch schleunigst auf andere Dinge zu bringen suchen, wenn
sie nicht gar zum offnen Spott ihre Zuflucht nehmen.
Wirklich philosophisches Bedürfnis, das aus einem starken, unbeirrbaren
Drange nach Erkenntnis und Wahrheit auf metaphysischem Gebiete
geboren wird, ist eben im heutigen Volke der Denker eine große
Seltenheit geworden. Man kann wohl ruhig behaupten, daß derjenige
kein wahrer Philosoph ist, der an den okkulten Dingen gleichgültig vorübergeht
oder gar ihre Tatsächlichkeit a priori in Abrede stellt, und wenn
er zehnmal seinen Dr8 phil. gemacht hat oder gar Universitätsprofessor
der Philosophie geworden ist.
*) Die Bevölkerung großer Städte, die durch öffentliche Vorträge zu häufig mit
der Nase darauf gestoßen wird, daß es außer ihrem alltäglichen Erleben noch Dinge
auf Erden gibt, die den platten Verstand des Durchschnittsmenschen übersteigen, verhält
sich meist toleranter.
Zentralblatt für Okkultismus. VII. Jahrg. 37
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