Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 515
(PDF, 170 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0522
— 515 —

sei, aber so viel kann man wenigstens von jedem Gebildeten verlangen,
daß er Achtung besitzt vor jedem ernstlichen Streben nach Wahrheit und
daß er die Furcht vor dem Uebersinnlichen nicht Herr werden läßt über
seinen Verstand und, was noch schlimmer ist, auch über seinen Charakter.

Die natürliche Furcht vor dem Uebersinnlichen führe ich zum Teil
zurück auf die instinktive Erkenntnis des Menschen, daß es hier nicht
seine Aufgabe sein kann, viel zu grübeln, wie es in Ansehung der zukünftigen
Welt sein werde (um Kants Worte zu gebrauchen), sondern
daß er hier frisch seine geistigen und körperlichen Kräfte zu messen und
zu üben hat an den Schwierigkeiten des materiellen Daseins.

Er erkennt instinktiv, daß eben dieser Kampf ums materielle Dasein
zugleich das beste Mittel ist, um auch seinen geistigen Menschen zu fördern.
Deshalb ist ihm die Binde um die Augen gelegt, der Schleier der Maja,
der ihm die übersinnliche Welt, seine eigentliche Heimat, zeitweise verbirgt
. Ihre unmittelbare Wahrnehmung würde ihn von seinen aus eignem
transzendentalem Entschlüsse übernommenen irdischen Pflichten ablenken.

Ebenso muß man diejenigen Menschen beurteilen, denen die Furcht
vor dem Uebersinnlichen nicht innewohnt, die im Gegenteil ein unüberwindlicher
Drang nach Erkenntnis (z. B. Dr. Franz Hartmann) zum Studium
der okkulten Wissenschaften treibt.

Auch dieser Trieb hat sicher seine transzendentale Ursache, denn
er äußert sich sehr oft im direkten Widerspruch zu den materiellen Interessen
seines Trägers.

Solche Menschen, denen meist auch okkulte Fähigkeiten innewohnen,
sind eben ins irdische Leben eingetreten, um ihren blinden und tauben
irdischen Brüdern, neBen den stillen Regungen des eigenen Gewissens,
eine ständige Warnung zu sein, ihrer geistigen Heimat nicht ganz zu
vergessen und nicht völlig im irdischen Getriebe aufzugehen. Denn geschieht
dies, so erfüllt das irdische Leben seinen Zweck, eine Schule des
Lebens zu sein, auch nicht. Alles irdische Wirken muß betrachtet werden
sub specie aeternitatis. Die sichtbare Welt ist nicht Selbstzweck, sondern
Mittel zum Zweck. Wer aber das Mittel zum Zweck setzt, der baut auf Sand.

Man kann die »Furcht vor dem Uebersinnlichen« auch auf die Ahnung
des natürlichen Gehirnmenschen zurückführen, daß es nach dem Tode
mit seiner Scheinherrschaft, die nur durch fortwährende Anleihen beim
Geiste ein mühseliges, kümmerliches Dasein fristet, endgültig vorüber ist.

Also Achtung vor allem geistigen Streben, so lange es sich auf gesunden
Bahnen bewegt. Es ist nichts zufällig und umsonst und vieles ist
zurückzuführen auf geistige Wurzeln und Ursachen.

Doch noch eine andere Furcht gibt es, die nicht auf metaphysische
Ursachen zurückzuführen ist, sondern die lediglich im schwachen Gebilde
von Fleisch und Bein ihren Sitz und ihre Ursache hat. Zu verstehen
ist diese Furcht, wenn auch nicht zu achten. Sie hat ihre Ursache

37*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0522