Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 626
(PDF, 170 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0633
— 626 —

großen Viehstand besitzt, daß es im Sommer öfters vorkomme, daß eine
Kuh sich beim Herumlaufen im Gebirge das Schultergelenk verrenke.
Um solch ein »ausgerenktes Gelenk« wieder einzurichten, gehören 4 bis
5 starke und geschulte Männer, sonst wird das Tier unnütz gequält.
Seit einigen Jahren bediene er aber sich in solchen Fällen der Hilfe eines
alten Bauers, oder noch besser einer alten Bäuerin, die, man höre und
staune, vermittelst »Gesundbeten« das ausgerenkte Gelenk tadellos,
und zwar in wenigen Minuten, wieder gleich bringe. Der alte Bauer
betritt zu diesem Zwecke den Stall, wo das verletzte Tier steht, nimmt
seinen Hut vom Kopfe, bedeckt damit das verrenkte Gelenk und beginnt
nun seine Gebete zu sprechen. Nach Beendigung derselben
nimmt er den Hut vom Gelenk, und das Tier ist geheilt. Noch tüchtiger
ist aber seine »Konkurrentin«, eine alte Bäuerin, die etwa eine halbe Stunde
von Pichl wohnt. Diese tut par distance »abbeien«. Man meldet
ihr nur, welches Gelenk ausgerenkt sei, dann nimmt sie einen vierbeinigen
Stuhl in ihrem Zimmer und behandelt denselben so, als ob
sie das kranke Tier vor sich hätte. Spricht also über den kranken Fuß
ihre Gebete, und wenn der Knecht zurückkehrt, ist das Tier bereits gesund
. Dieser Fall ist für Kenner des Okkultismus übrigens besonders
interessant, er gehört unter die magischen Fernwirkungen, die Zeremonien
sind ganz ähnliche wie bei Verhexungen. Auch hörte ich, daß
es dort Leute gibt, die auf Entfernung hin Würmer, die sich in einer
Wunde eines Tieres mitunter ansammeln, »abbeten« können.

Dieses »Gesundbeten« kranker oder verletzter Tiere ist natürlich
ein zwingender Beweis, daß gewisse Leute durch ihr »Gebet«, oder
wenn man will durch ihren intensiven Willen, magisch fernwirkend
sind.

Dass dieses Gesundbeten an Tieren nicht vereinzelt dasteht,
dafür zeugt auch ein Artikel »Religion und Klerikalismus«, welcher
am 24. Januar 1913 in dem Wiener Wochenblatt »Neue Freie Worte«
erschien. Der Redakteur, Franz Schöffel, ist jedoch kein Okkultist und
suchte aus diesem Gesundbeten Angriffe gegen den Klerikalismus zu
schmieden. Er berichtete darin also wie folgt: »In Eperies in Ungarn
lebt ein Pfarrer, der kranke Tiere gesund betet und als Grundtaxe die
Stolagebühr einhebt: ein Vaterunser 4 Heller, ein Dutzend 40 Heller,
bei größeren Bestellungen, etwa beim Gesundbeten eines ganzen Stalles,
bewilligt er sogar als moderner Geschäftsmann Provision und Kassaskonto.
Als nun einige Lehrer den Kindern erklärten, es sei unmöglich, ein
krankes Tier gesund zu beten, wurden sie vom zuständigen Bischof
gemaßregelt, und als sie darauf beim Bischof erschienen, um sich zu
rechtfertigen, wurde ihnen erklärt, daß der Bischof »Gottesleugner« nicht
empfange. Die Lehrer wurden gemaßregelt, weil sie blödsinnigen Aberglauben
zu beseitigen suchten und dadurch das Geschäft des Pfarrers
störten.«


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0633