Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
16.1922/23
Seite: 130
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
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an und läßt ihn die Frage aufwerfen: „Ja, soll denn wirklich mit dem
Tode des Leibes alles, alles vorbei sein?" Und mir legte sich im beregten
Fall noch die besondere Frage vor, ab dieser reiche, tiefe Geist,
der mein seliger Freund war, mit dem Tode seines Leibes tatsächlich vernichtet
sei. Obgleich ich damals von Okkultismus nichts wußte und
vom Spiritismus nur äußerst vage Vorstellungen besaß, hatte ich trotzdem
als Antwort auf die beiden oben präzisierten Fragen ein gan;z entschiedenes
Nein. Es ist unmöglich, daß der Tod des Leibes auch den des
Geistes bedingt, sagte ich mir: dieser lebt weiter, muß weiter leben.
Aber wie mag dieses Weiterleben beschaffen sein? Bewußt oder unbewußt
? Darauf vermochte ich keine Antwort zu finden. In der argentinischen
Einöde, wo ich zur Zeit des Todes meines Freundes weilte,
fand sich niemand, der meinen Wissensdurst befriedigen konnte. Ebenso
wenig im übermaterialistischen Buenos Aires, dieser seelischen und geistigen
Einöde, wohin mich später das Schicksal verschlug. Hier ist alles auf
die Jagd nach dem Dollar eingestellt; wer diese Jagd und was mit ihr
zusammenhängt, nicht mitmacht, gilt als 1 rückständig und bleibt im
Hintertreffen. Der Gedanke, mich über die letzten Dinge zu vergewissern,
ließ mir jedoch auch im Getriebe und der Hast der argentinischen Hauptstadt
keine Buhe und ich nahm mir fest vor, sofort nach meiner ^Rückkehr
in die Heimat Fäden mit Forschern auf diesem Gebiet zu knüpfen*
Ende März 1914 wurde das Freiburger Krematorium seiner Bestimmung
übergeben und einen Tag vor der ersten Einäscherung unter sachkundiger
Führung dem großen Publikum gezeigt. Ich ging mit einem alten Studienfreund
ebenfalls zur Besichtigung und dieser zeigte mir einen alten,
schmächtigen, aber sehr beweglichen Herrn mit schneeweißem, wallendem
Haar und ehrwürdigem Patriarchenbart mit den Worten: ,,Schau, das ist
der alte Spiritist Dr. von Langsdorff. Der hat prophezeit, daß er der erste
sein werde, der hier eingeäschert wird, und nun läuft er am Tag vor der
ersten Verbrennung quitschvergnügt hier herum und denkt allem Anschein
nach noch lange nicht ans Sterben. Ein betrogener Betrüger!" Ich betrachtete
mir die ehrwürdige, Achtung heischende Greisengestalt und
sofort keimte der Gedanke in mir auf: „Den mußt du kennen lernen/4
Nach der Rückkehr vom Friedhof suchte ich im Adreßbuch Langsdorfs
Wohnung und noch am selben Abend besuchte ich ihn im Altersheim des
evangelischen 'Stiftes. Nach der gegenseitigen Vorstellung ging ich ohne
Umschweife auf mein Ziel los und sprach ihn etwa folgendermaßen an:
„Ich habe gehört, sie seien. Spiritist. Ein schwerer Schicksalsschlag, der
mich durch den Tod meines besten Freundes getroffen, hat mein Interesse
an jenseitigen Dingen wach gerufen und ich wäre Ihnen dankbar, wenn
Sie mich belehren wollten/' Er erwiderte: „Ich bin nicht Spiritist, sondern
Spiritualist; das heißt so viel, daß ich Vertreter des wissenschaftlichen


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