Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 99
(PDF, 142 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1928/0103
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Phase ihrer Entwicklung unter dem Einfluß bestimmter Zeitverhältnisse
etwas „unbedenklich richtig", als „unerschütterliche Wahrheit
" ansehen, was sich späterer vertiefter Einsicht als Irrtum enthüllt
Aber in jedem Augenblick, da sie etwas eindeutig als richtig
erkennen, sind sie durch ihre eigenartige geistige Organisation gehalten
, es als zeitlos gültig anzuerkennen. Von diesen grundlegenden
Sachverhalten wird sich jeder überzeugen, der die Ansprüche
des Geistes nicht mißversteht

So wird es verständlich, wenn man die Philosophie als Hüterin
des Ewigen bezeichnet, als Verwalterin eines Kosmos zeitloser
Grundgesetzlichkeiten und -Werte* Durch diese Bestimmung wird
der Philosoph zum Kämpfer für den ewigen Geist, zugleich zum
Kämpfer wider den Zeitgeist, der in seiner Endlichkeit befangen
bleibt

Jede Zeit gebiert aus ihrer besonderen Lage eigentümliche
Fragen und Aufgaben, an denen die im Wechsel beharrenden
Grundbegriffe des menschlichen Wesens sich zu messen und auszuwirken
berufen sind. Leicht verfällt jede Zeit wie jeder Einzelmensch
dem Wahn, ihre bedingte Erscheinungsform mit dem ewigen
Wahn gleichzusetzen, sie zu verabsolutieren, das Besondere zu betrachten
, als wäre es das wesenhafte Allgemeine. Dieser Zug ist
es, der dem Worte „Zeit" einen gewissen Nebenklang verleiht,
der sich mit den Harmonien des ewigen Geistes in Widerstreit
befindet

Solche philosophische Haltung vermeidet die beiden Extreme,
das Alte gering zu schätzen, weil es alt ist, und das Neue zu bejubeln
, weil es neu ist. Hier wie dort prüft sie und scheidet aus,
was in der Wage zeitloser grundgesetzlicher Geisfmaßstäbe gewogen
als zu leicht befunden wird.

Von hier aus gesehen, bedeutet Philosophie oder Wesenserkenntnis
die auf jeder Entwicklungsstufe des Einzelnen und seiner
Zeit sich immer neu darstellende Aufgabe der Erfüllung des
vollendeten Wahrheitsdienstes durch Rückgang auf die letzte beharrliche
Grundlage aller Wahrheit. Dies bedeutet praktisch für die
Entfaltung des Erkenntnisstrebens in erster Linie entschlossene
Hingabe an die Idee der rechtverstandenen Voraus-
setzungslosigkeit, die Bereitschaft zur Absage an unberechtigte
Vorurteile. Wohl ist es unmöglich, ohne jede Voraussetzung
an die geistige Bearbeitung eines Gegenstandes heranzugehen.
Äußere Einflüsse, wie sie von herrschenden Denkformen und Denkinhalten
eben jenes Zeitgeistes ausgehen, innere Einflüsse, wie sie
au 3 der angeborenen seelisch-leiblichen Verfassung sich herleiten,

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