Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 101
(PDF, 142 MB)
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*

philosophische Geisfeshaltung, je größer die Gefahren sind, der
Problemlosigkeit zu verfallen. Auch auf dem Gebiete der Erkenntnis
gibt es gleichsam naturierte Existenzen, (um einen bekannten
politischen Ausdruck Bismarcks in charakterologischer Bedeutung
zu verwenden), die sich mit dem bisherigen, dem „ewig Gestrigen",
rasch zufrieden geben und am liebsten nur in gewohnten Bahnen
mit größerem oder geringerem Erfolge sich bewegen, ohne Mut und
Entschlossenheit aufzubringen, um neue Wegrichtungen einzuschlagen
* Auf keinem Lebensgebiete aber ist der Fortschritt in die Hand
derer gelegt, die nur das stets Gewohnte verstehen: Schöpferische
Mehrer der Lebensgüfer drängen dahin zu erkennen, was noch nie
sich traf (mit einem schönen Wort Wotans aus dem ersten Akt der
Walküre gesprochen). Sie drängen dahin, durch die Tat des Er-
kennens und Gestaltung den Kreis des Möglichen zu weiten.

Wie viele Scheuklappen müssen abgeworfen, wie viele Vorurteile
überwunden werden, bis überhaupt erst die Bereitschaft entsteht
, den Mediumismus „ernst zu nehmen", ihn als Problem
gelten zu lassen, geschweige sich um seine Lösung zu bemühenl
Träges Philistertum und bewegliches Forscherfum schließen sich
aus. Philister aller Arten sind Oberflächenmenschen, die nicht in
dei Tiefe ihres Wesens von dem Strom des rastlos weiterflutenden
Lebens gepackt werden. Sie verschulden in praktischer Hinsicht ein
Weiterverschleppen von Mißständen und lebensfeindlichen Einrichtungen
, kennen keine heilige Unzufriedenheit mit dem Unvollkommenen
und neigen zu dessen Verewigung. In theoretischer Hinsicht
sind sie zähe Fürsprecher alter Lehren und Anschauungen (auch
hier „hyperkonservativ"), als wären diese für alle Zeiten gültig.
Mit Vorliebe bekämpfen sie das Neue und seine Wegbereiter, sehen
in dem von überlieferten Bahnen Abweichenden begreiflicherweise
eine unvollkommene Bedrohung ihrer Behaglichkeit, vielleicht auch
ihres Ansehens.

Im Widerstreit mit dem Alten und seinen Hütern hat das Neue
auch auf dem Gebiete der Erkenntnis schwer um seine Anerkennung
zu ringen. Es ist in vielen Fällen ein Kampf zwischen Zunftgelehrten
und Außenseitern. An einigen Beispielen sei dieser Kampf veranschaulicht
. Als Goethe den Zwischenkieferknochen entdeckte,
fand er bei den Anatomen seiner Zeit zunächst keine Beachtung.
War er doch „nur" Dichter und kein „Fachmann". Aber die späteren
Blätter der Geschichte dieses Gebietes verzeichnen seine Entdeckung
als eine höchst sachkundige und bedeutsame. Ein Heil-
bronner Arzt mit dem bis dahin unbekannten schlichten Namen
Robert Mayer fand mit seiner an Umfang kleinen, an Inhalt neu-


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