Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
22.1928/29
Seite: 572
(PDF, 142 MB)
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werden und Absondern der Einheit des wachen Willens entziehen
und sich in die Region der Besonderheit, der äußern Naturdinge
versetzen.* So wie der Mensch öfters im Traume und anderen hiermit
verwandten Zuständen ganz zufällig scheinende äußere Begebenheiten
, z. B. den Einsturz einer Wand, eines Schachtes oder andere
Ereignisse, die ihm den Untergang drohen, vorauserfährt, so
entfliehen auch Tiere dem nach menschlichen Einsichten durchaus
nicht vorauszusehenden Erdbeben. Der sonst so zärtlich besorgte
Muttervogel verläßt selbst die am unsichern Orte befindliche Brut,
während der wache Mensch noch mit unbedachtsamen Leichtsinn
unten im Tale, in dem schon für ihn geöffneten Grabe, Freudentänze
und Lustbarkeiten hält. Ja es vermeiden Tiere oft lange vor-
her Gegenden ganz, denen ein vulkanischer Ausbruch oder Erd-
beben bevorstehen,*) während der Mensch noch unwissend auf
dem gefahrvollen Boden gräbt und erntet, und es sind Beispiele
bekannt, wo Tiere, besonders Pferde, mit einem fast menschenähnlichen
Ahnungsvermögen nahen Gefahren auswichen***) Jene
Kombinationsgabe ist es, welche die wandernden Tiere über weife
Meere hin sicher nach dem fernen Weltteile führt, während der
menschliche Verstand Jahrhunderte lang selbst über das Dasein
jenes Weltteiles ungewiß war. So ist jener Trieb, welchen wir in
der ganzen Natur herrschen sehen, durchaus prophetischer Natur.

Wir finden jenen prophetischen Geist, welchen die Natur schon
in Beziehung auf sich selber/auf ihre eigenen Bedürfnisse besitzt,
auch noch in einem viel höheren Sinne und in Beziehung auf den
Menschen in ihr wieder. Seit den ältesten Zeiten hat eine reine
unbefangene Betrachtung in der Natur ein Abbild des menschlichen
Lebens und Bestrebens gefunden, und auch den aus dem anfänglichen
Kreise weit abgewichenen Menschen erinnert die Natur auf
mannigfaltige Weise an seine ursprüngliche Bestimmung. Der Anblick
einer hohen, einsamen Gebirgsgegend, das Wehen der Abendröte
erwecken öfters den in uns schlummernden Ideenkreis einer
höheren, geistigeren Welt und ein Verlangen, welches vergeblich
seine volle Befriedigung von dem jetzigen Dasein begehrt

Wie dem Menschen aus der ihn umgebenden Natur das Bild
seines eigenen sinnlichen Daseins von allen Seiten zurückstrahlt, so
findet er in derselben auch sein innres, geistiges Leben abgespiegelt.
Der Geist der Natur scheint sich mit denselben Gedanken, mit den-

*) Z. B. der Seidenschwanz in dem Jahre 1551.

**) Kluges Versuch einer Darstellung des tierischen Magnetismus als Heilmittel
. Seite m


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