Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 64
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Beck

12. Dezember. S. 589 (schon in Ulm gedruckt), wo er über Gaßner
schreibt: „Der Pfarrer Gaßner zu Klösterle fährt fort, den dummen
Schwabenpöbel zu blenden. Er heilt Höcker, Kröpfe, Epilepsien — nicht
durch Arzneien, sondern bloß durchs Auflegen seiner hohenpriesterlichen
Hand. Kürzlich hat er ein herrliches Buch1 herausgegeben, wie man
dem Teufel widerstehen soll, wenn er in Häusern und Menschen rumort.
Und da gibt's noch tausend Menschen um mich her, die an diese Narrheiten
glauben — heiliger Sokrates, erbarme dich meiner! Wann hören
wir doch einmal auf, Schwabenstreiche zu machen?" Diese Stelle veranlasste
Lavater, mit Schubart im Frühjahr 1775 einen Briefwechsel
zu eröffnen und Schubart Vorstellungen wegen seines Vorgehens gegen
den „von ihm verspotteten redlichen Pfarrer Gaßner" zu machen, worüber
sich Schubart dann in einem Schreiben vom Sommer 1775 unter
eingehender Darlegung des Sachverhalts und seines Standpunkts rechtfertigte
. In einem weiteren Schreiben vom Ende des Jahrs 1775 kommt
Schubart dann nochmals auf die Gaßnersche Angelegenheit zurück.
Diesen seinen Standpunkt über die Sache hält Schubart auch noch in
seinen posthumen „Gesinnungen und Leben usw." (II, S. 48—50 u. 94—97) fest,
gibt aber zu, dass all seine Uberzeugung ihn doch noch nicht berechtigt
habe, diesen Mann, nämlich Gaßner, mit unaufhörlichen Spöttereien zu
necken und sich dadurch selbst Lavaters Missfallen zuzuziehen. Dass
aber Schubarts Einmischung in Gaßners Sache der zweite Stein,
wie er schreibt, zu seinem Kerkergewölbe gewesen sei, ist sehr zu bezweifeln
und jedenfalls nicht nachgewiesen. Was Adolf Weißer, der
die Sage von Gaßners Urheberschaft der Gefangennahme Schubarts
am meisten ausgestaltet hat, in seinem Romane: „Schubarts Wanderjahre
oder Dichter und Pfaff" 1855 in dieser Richtung schreibt: „Der Pfaff,
mit dem der Dichter zu kämpfen hat, ist Gaßner. Dieser denunziert (!)
ihn bei Österreich (!) und bewirkt seine Verhaftung", ist einfach —
Dichtung! Wenn doch einmal die wahre Ursache von Schubarts Verhaftung
über alle Zweifel klar gelegt wäre!

Mit der Zeit, da Gaßner aus Schwaben wegkam, ließ Schubarts
Eifer in dieser Sache etwas nach. Lavater ließ sich durch Schubarts
Vorstellungen in seinen Anschauungen über Gaßner nicht beirren und
reiste schließlich mit seinem Freunde Pfenninger im Sommer 1778
selbst noch zu Gaßner nach Augsburg (siehe darüber die Schrift: „Zum
Andenken über Herrn Johann Caspar Lavaters Aufenthalt in Augsburg
den 15. Juni 1778. Augsburg"). Fand nun Lavater sich hier auch einiger-

1 Der Titel dieses im Jahre 1774 von Gaßner zu Kempten herausgegebenen
Büchleins (40 S.) lautete: „Nützlicher Unterricht, wider den
Teufel zu streiten durch Beantwortung der Fragen: 1. Kann der Teufel
dem Leibe der Menschen schaden? 2. Welchen am meisten? 3. Wie ist
zu helfen?"


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