Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 65
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Briefwechsel zwischen Schubart und Lavater

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maßen in der Persönlichkeit Gaßners enttäuscht und gewann Graßner
auch weder Lavaters Verstand noch sein Herz, so zweifelte Lavater
doch nicht an den Tatsachen in ihrer geschichtlichen Wirklichkeit, d. h.
er zweifelte nicht, dass Gaßner wirklich zuweilen Einfluss auf unreine
Geister gehabt habe, wiewol Lavater selbst keine von Gaßners Kuren
sah. Der Sache selbst machte Gaßners verhältnismäßig früher Tod ein
Ende. Wir lassen nun die in der großen Lavater sehen Brief Sammlung
auf der Stadtbibliothek von Zürich noch vorliegenden Briefe zwischen
beiden Männern über diese Angelegenheit im Wortlaute folgen:

„An Schubart in Augsburg.

Ich habe mir zwar fest vorgenommen, ohne dringende Gründe
keinen neuen Briefwechsel anzufangen; — aber ich weiß nicht, was
mich izt treibt, Ihnen, mein Herr, ein paar Zeilen zu schreiben; —
von tausend Dingen nicht, worüber Ihnen zu schreiben wäre — auch
keine Danksagung für das unverdiente, mich tief beschämende Gute,
das die deutsche Chronik von mir sagt. — Und wovon dann? Von
dem von Ihnen verspotteten, redlichen Pfarrer Gaßner!

Und von diesem nur dies:

a) Haben Sie ihn nicht unverhörter Weise gerichtet?

b) Wenn auch nur der Zehntel deßen, was von ihm erzählt wird, wahr
ist — und erdichtet ist gewiß nicht alles, wie sehr der arm-
seelige Verfaßer der prüf enden Anmerkungen die Redlichkeit zu
Betrug herablügen will — wenn Gaßner im Namen Jesu einen einzigen
Menschen geheilt hat — wie sollte Ihnen vor Jesu, vor
Gaßner, vor der weisern Welt, vor Ihrem eigenen Herzen zu Muthe
werden? — Lachen Sie nicht, ich bitte Sie.

c) Darf ichs Ihnen zutraueu, daß Sie so redlich seyn — die Sache
historisch zu untersuchen — und wenn Sie finden, daß Sie dem
Mann unrecht gethan, öffentlich zu sagen: ,Ich habe gelästert, was
ich nicht verstand.'

Ich bitte Sie, zu thun, wobey Ihr Herz am ruhigsten ist, und
was Sie nie gereuen wird. — Verzeihen Sie!
Zürich, den 8. April 1775.

J. C. Lavater."

Die Antwort Schubarts darauf lautet:

„Ulm, den 14. Mai 1775.

Ein Schreiben von Lavater, den ich so innig verehre, war mir
sehr unerwartet, noch unerwarteter aber deßen Inhalt — zum Besten
Gaßners. Von einem Theologen, der von der Kraft des Glaubens und
des Gebets noch heutzutage wunderthätige Wirkungen erwartet, ist
freilich zu vermuthen, daß er für alles Wunderthätige anfänglich
Aufmerksamkeit und gutes Vorurtheil haben werde. Aber wie Lavater
das letztere iezt noch für die Gaßner'schen Gaukeleien haben könne,
Alemannia N. F. 6, l. 5


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