Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 67
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Briefwechsel zwischen Schubart und Lavater

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mit einem einzigen darunter auf Blendwerk, natürliche Kur, und fehlgeschlagenen
Versuch hinausgelaufen wäre? Kurz, Gaßner ist ein
Mann, der den Namen Jesu freventlich entheiligt und seine Kirche
wieder in den Aberglauben verwickeln will, aus dem sie sich hie und
da ein wenig loszuwinden anfieng. Nicht Spott, nicht schriftlichen
Tadel, öffentliche Ahndungen verdient ein solcher Frevler und Verführer
des Volks. Er und seine Anhänger denken und handeln so wenig im
Sinne Christi, daß sie vielmehr wider mich, SterzingernSchellhorn2
und Herrn v. Schaden die niedrigsten Schmähschriften und
pöbelhaftesten Pasquille ausstrudeln.

Wann ich ein Dümmling oder Bösewicht wäre, der lästert, was
er weder untersucht hatte, noch verstanden, so sind das alle gewesen,
die wider Gaßner geschrieben haben. Und getrauen sie sich das zu
beweisen? Die Vermuthung ist allemal gegen Gaßner, denn seit Christi
Zeiten haben keine zuverläßige Wunder existirt und ceteris paribus verdienen
Antiexorcisten also allemal mehr Glauben. Dem Verfaßer der
prüfenden Anmerkungen haben Sie gewiß zu viel gethan. Weder seine
Schrift noch sein Kopf ist armselig. Er ist ein Katholik, ein Sohn des
Wallerstein-Oettingischen geheimen Raths v. Schade, der den in der
Kirche, besonders in der seinigen herrschenden Aberglauben einsieht,
ohne zur Freigeisterei übergegangen zu sein — der aus Millers und
Leß'3 Munde Religionsweisheit geschöpft hat — und ein so guter feiner

1 Der im Jahre 1721 zu Lichtwörth bei Rattenberg im Unterinntale
geborene, 1786 in München gestorbene Theatinermönch Don Ferd.
Sterzinger, ein bekannter Schriftsteller gegen das Hexenwesen usw.,
machte sich selbst nach Ellwangen auf, um die Vorgänge daselbst aufmerksam
zu beobachten, und gelangte für sich zur Überzeugung, dass
die Gaßnerschen Exorzismen keine wahren, von der Kirche gutgeheißenen
Beschwörungen und seine Kuren nur eingebildete seien. Er legte dieses
Resultat seiner Beobachtungen in dem Werklein nieder: „Die aufgedeckten
Gaßnerischen Wunderkuren aus authentischen Urkunden beleuchtet
und durch Augenzeugen bewiesen", 1775. Bald erschien davon
eine 2. vermehrte Auflage unter dem Titel: „Beurtheilung der Gaßnerschen
Wunderkuren von einem Seelsorger und Eiferer für die katholische
Religion."

2 Der zu Memmingen im Jahre 1733 geborene Superintendent Job.
Georg Schelhorn gab im Jahre 1775 in 8° heraus: „Von des Wunder-
thäter Gaßners Unterricht wider den Teufel zu streiten. Auszug aus
dem Briefe eines Schwaben an einen niedersächsischen Gelehrten,, dem
scharfsinnigen und verdienstvollen Bestreiter des Aberglaubens Don Ferd.
Sterzinger gewidmet. Frankfurt" (Nördlingen).

3 Gottfried Leß, geb. 31. Jan. 1736 zu Conitz, 1761 ao. Prof. d.
Theol. am akad. Gymn. zu Danzig, 1763 an der Univ. Göttingen, 1791

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