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Pfaff
dass Lyre sowol die Kurbel des Butterfasses als auch das
Butterfass selbst bedeutet; das gleiche finden wir im Schweizerischen
Idiotikon III, 1370, wo auch neben Ankenliren nur
Lire-chübel verzeichnet ist. In unserem Spruch wird also Rhein-
felden als eine feste oder große Stadt gelobt, Säckingen als
arm getadelt; Laufenburg soll offenbar unter dem Bild des
Butterfasses als reich bezeichnet werden, wie man wol von
einem in Reichtum und Wolleben schwelgenden Menschen sagt,
er sitze im Fett, im Schmalz, in der Butter. Für Waldshut
endlich bleibt nur der trockene Holzdeckel des Butterfasses
übrig. Der gleiche Vierzeiler ist überliefert über Steinen, Höllstein
, Hüsingen und Hägelberg; Karsau, Nollingen, Schwörstadt
und Minsein; Herrischried, Säge, Stehle und Rütte; Wiltingen,
Happingen, Vogelbach und Hierbach; Ewattingen, Aselfingen,
Achdorf und Blumberg; Stühlingen, Eberfingen, Mauchen und
Schwaningen; Bonndorf, Wellendingen, Wittlekofen und Bettmaringen
; Höchenschwand, Amrigschwand, Strittberg und
Segalen; dann am Kaiserstuhl über Burkheim, Leiselheim,
Oberbergen und Schelingen; Endingen, Riegel, Forchheim und
Weißweil. Eine Hochsaler Aufzeichnung des Spruchs der vier
Waldstädte hängt an den Vierzeiler noch an:
Thienge isch der Ring dra (am Deckel);
Jetz hani gmacht wa i cha.
Dass Lirechübel = Butterfass ist, beweist auch der Aarauer
Spruch:
Aarau ist ne schöne Stadt,
Biberstein ein Bettelsack,
Kilchberg ist ein Butterkübel,
Küttige der Deckel drüber,
Suhr das ist der Stämpfel1.
Am Stämpfel erkennen wir auch noch das richtige alte
Butterfass. In einer Aufzeichnung aus Oberlauchringen, die
Stühlingen, Eberfingen, Mauchen und Bettmaringen nennt, heißt
es: Muche isch e NiddeTkübel, d. h. Rahmkübel2, und Eberfingen
wird „ein Bettelsack" genannt. Im Spruch von Sulzbach, Amts
Ettlingen, über Ettlingen, Weier, Oberweier und Sulzbach wird
Weier gar der Dudelsack und Oberweier der Melkkübel genannt.
1 Hesekiel, Land und Stadt im Volksmunde, Berlin 1867, S. 29.
2 Nidel = Rahm. Vgl. Stalder S. 236; Schw. Id. IV, 672.
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