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Dorfsprüche oder Ortslitaneien aus dem Badischen Oberland 155

Im Spruch von Reute, Amts Engen, Homberg und Honstetten
heißt Homberg an JBurekübel, im Leiberstunger Spruch (Amts
Bühl) über Schiftung, Söllingen, Stollhofen und Schwarzach ist
Stollhofen de Murerküivel, im Orsinger Spruch über Stockach,
Nenzingen, Wahlwies und Stahringen ist Wahlwies der Säu-
hübel und ebenso im Kürnbacher Spruch. Dem schließt sich
der Unterländer Spruch aus Kürnbach, Amts Bretten, über
Kürnbach, Sternfeld, Leonbronn und Ochsenberg an, der das
württembergische Leonbronn (Lebrunn) de Seiküwel nennt.

In all diesen Sprüchen mit Ausnahme des aus Leiberstung
spielt neben der Absicht, bestimmte Ortschaften im Gegensatz
zu andern, die man als Bettelsack herabsetzt, durch die Bezeichnung
„Butterfass" u. dgl. als fett und reich zu kennzeichnen
, offenbar auch mit, dass diese Dörfer rechte Bauerngemeinden
sind; dies ist ja auch deutlich ausgesprochen bei
Homberg. Stollhofen aber wird im Gegensatz hierzu als Murer-
Jcüwel bezeichnet und endlich Wahlwies und Leonbronn entweder
mit Anspielung auf dort betriebene Schweinezucht oder
aber auf andere Eigenschaften „Säukubel" genannt.

Hauptgegensatz bleibt aber immer reich und arm. So
heißt auch in einem Adelshofener Spruch Konstanz eine schöne
Stadt, Überlingen aber der Bettelsack. Hogschür im Murgtal
rühmt spöttisch von sich selbst:

» Hogschür isch e großi Stadt,

die luter schöni Hüser hat.

Deutlicher ist der Spott in dem von Hesekiel, Stadt und
Land S. 29, mitgeteilten und an den Spruch der vier Waldstädte
erinnernden Spruch:

Rheinfelden ist eine feste Stadt,

hinten und vorne mit Lumpen vermacht.

Das gleiche ist über das schweizerische Klingnau aus Dangstetten
, Amts Waldshut, und über Thiengen im Klettgau aus
Unterlauchringen überliefert.

Ganz besonders bezeichnend ist der zu Achkarren am
Kaiserstuhl aufgezeichnete Spruch über das verfallende, alte,
malerische Städtchen Bürkheim am Rhein:

Bürge isch e schöne Stadt,
, i hinte hangt der Bettelsack,