Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 169
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 169

Solche, die mit Trau und Kind einwanderten, gibt es kaum.
In jener Zeit machte sich dann noch der immer schädlicher
werdende Einfluss — besonders auf die Gerbereien, die bis auf
eine vermindert wurden — der Donauversickerung zum ersten
Male geltend und stark bemerkbar. Monatelang ist das Donaubett
auf drei Kilometer ausgetrocknet, da auf Möhringer Gemarkung
das Wasser unterirdisch in die Aach fließt.

So gibt es also nur noch wenig mehr als zwei Dutzend
kleinere Handwerksmeister (Schmied, Wagner, Schlosser, Zimmermann
, Schreiner, Schneider, Maurer und Schuhmacher), die,
meist allein, nur für den Ortsbedarf arbeiten. Die andern, soweit
sie noch leben, betreiben Landwirtschaft, sind Taglöhner
geworden oder gehen seit 15—20 Jahren in die Fabrik nach
Tuttlingen oder Immendingen. Viele junge Leute, Burschen und
Mädchen, im Alter von 15—25 Jahren sind auch Fabrikarbeiter,
zusammen etwa 150 Personen. Weil den örtlichen Verhältnissen
einigermaßen entwachsen und entfremdet, sind diese im folgenden
grundsätzlich nicht berücksichtigt (vgl. jedoch § 27).

Noch erübrigt, zur Erklärung der auffallend großen Zahl
von unehelichen Kindern, von denen übrigens mehrere in der
Zeit der beiden Bahnbauten, wo die Stadt jahrelang von den
zweifelhaftesten Elementen geradezu belagert war, geboren sind,
zu erwähnen, dass es wegen des Bürgernutzens früher (bis
1870) ortspolizeiliche Vorschrift war, dass, wer heiraten wollte,
einen „eigenen Herd", d. h. ein Heim besitzen musste. Darum
gab es zahlreiche alte Jungfern und Junggesellen. Sie bekamen
ja das Bürgergeld auch so und hatten außerdem gewöhnlich
lebenslängliches Wohnungsrecht in einem sogenannten „Liib-
dingsüMe" des Elternhauses1.

Allgemeines über Entstehung der Ruf- und Schimpfnamen.

§ 3. Wie und wann und von wem ist diese wunderbare
Fülle und das' bunte Chaos von Ruf- und Schimpfnamen ins
Leben gerufen worden? Die ersteren gehorchen wol einfach
einem uralten Gesetze, das sich durch hundertjährigen Gebrauch
in der Volksüberlieferung herausgebildet hat. Sie entwickeln

1 Vgl. Birlinger II S. 375 und die Bemerkung zu § 112, 2: d'Stible-
marjagath. , •


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