Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 173
(PDF, 70 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1905/0195
Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 173

gern teilnahm. Da wurden (vor 1870 jedes Jahr ohne Ausnahme
und Unterbrechung) • allgemeine, in der Umgegend berühmt
gewordene Festspiele, häufig unter Aufwand bedeutender
Kosten, veranstaltet. Darin, oder auch getrennt davon, wurde
die Stadtchronik1 verkündet, und einzelne hervorragende Abschnitte
daraus dramatisch (meist in Versen) behandelt. Charakteristisch
waren und sind dabei teilweise jetzt noch die sogenannten
Hansel (Hänsl, Hänsele)2, die in einer besondern Tracht
(bemalter, schellenbehangener Drilchanzug mit bemalter Holzmaske
und Fuchsschwanz), dem eine eigene Gangart (= cfeHansel-
schritt) angepasst war, mit veränderter Stimme meistens selbst
verfasste, kurze Verse und Reime nach eigener Melodie sangen
(= Fasndtlidder) oder hersagten. Die Schuljugend wurde von
ihnen im stetigen Vorwärtsschreiten durch fleißiges Auswerfen von
Obst, Bretzeln u. dgl. zum Mitsingen aufgefordert. Diese Fastnachtsverse
hatten nun meistens einen lokalen Inhalt, und zwar
in der Regel auch eine persönliche Spitze gegen irgend jemand.
Im Anhang ist eine Anzahl der bekanntesten Verse, die mitunter
recht derb sind, unter Angabe der Entstehungszeit gesammelt
, und zwar solche mit oder ohne Nennung von Namen.
Wenn die Betroffenen in der Abhandlung vorkommen, ist jeweils
darauf verwiesen.

Selbstverständlich waren diese uralten Bräuche vielen Kampfhelden
eine willkommene und passende Gelegenheit, ihren Parteileidenschaften
die Zügel schießen zu lassen. So benützte der
mehrfach erwähnte Müller B. die Lieder No. 3 (mit Bezug auf
die Brautwerbung von Bürgermeister Fischlers Sohn), No. 4 (bezüglich
der Wahl des letzteren zum Gemeinderat), wol auch
No. 5 (auf sich selbst beziehend) und sehr wahrscheinlich noch
mehrere andere, um seinem Hass gegen die Anhänger der andern
Familie und Partei Luft zu machen. Auf diese Weise bekam
auch er selbst später einen tüchtigen Denkzettel (s. § 101; vgl.
auch § 98: dd Meister Langfinger).

Die harmloseren Reimereien wurden auch häufig zu Tanzliedern
gestempelt, wenn sie den richtigen Rytmus besassen.
Man sang sie dann an Fastnacht, und später wol auch an der
Kirbe (== Kirchweih) gemeinschaftlich zum Tanz3. So dienten

1 Vgl. das bekannte alte Stockacher Narrenbuch, Birlinger II S. 49.

2 Vgl. Birlinger II S. 32. 3 Vgl. Pfaff, Alem. N. F. VI, 160.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1905/0195