Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 192
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Bertsche

§ 26. Es gehören hierher noch die etwas abweichend gebildeten
Namen nach dem Handwerkszeug, der Ware usw.:
dd Soapfdlcarle, wol aus SoapfdrJcarle, Seifensieder; d'Soapfd
= Seife; dd Bloalcehainer oder Blocikerhainer (BloaJce = Bleiche);
dd Bidradölf, Bierbrauer und Wirt; dd Bidrjohan, desgleichen,
früh eingewandert, aber nach dem Vorigen; danach die
spätere komische Bildung: dd Bidrschriner, der vorher die
Schreinerei erlernt hatte; dd Bostfranz, Postagent, früher dd
ScJuidSchterfranz; dd Vogelantone, früher dd Judithd(n)antone,
war Weber, später Vogelzüchter; dd Zimmdrkarle, ein Zimmermann
. — d'Epfeltheres, Obsthändlerin, lange unverheiratet, früher
= d'Mangdssdtheres; s'Käsburgele, früher s'Färberburgele, die
nach der Auswanderung ihres Manns nach Amerika den Käsehandel
anfing.

Die Namen der Nachkommen dieser Leute werden genau so gebildet
wie die in den §§ 22—24 behandelten: d'Glasernanne, obgleich verheiratet
noch so genannt, dd Bloalcerkarle usw.

§ 27. Wird ein Vater nur mit seinem Zunamen bezeichnet,
so ergibt sich für seine Kinder der Rufnamentypus: Ge-
schlechtsname + Vorname, also die Umkehrung des regelrechten
Schriftnamens, die sehr gebräuchlich ist, da sie ja die
bequemste, einfachste und dabei die zweckdienlichste Namen-
kombination bietet. Es ist dies aber auch die farbloseste und
prosaischste Benennungsweise, die deshalb auch meist dann angewendet
wird, wenn die Allgemeinheit wenig Interesse und
Teilnahme für den Bezeichneten übrig hat, also z. B. bei den
meisten Schulkindern und jungen Leuten bis etwa zu 25 Jahren,
bei frisch Eingewanderten, Sonderlingen u. a.

Dieser Typus muss auch sonst den Lückenbüßer machen,
wenn man etwa den karakteristischeren Namen für jemand
momentan nicht im Gedächtnis hat oder diesen einem Dritten
verständlicher machen will. Er nimmt überhaupt mit der Zeit
sichtlich immer mehr überhand, so dass diese alles einebnende
Bewegung, mit veranlasst durch das entfremdende Fabrikwesen
(vgl. Einl. § 2) im Verlaufe von 10 bis 15 Jahren ordentlich
wahrzunehmen war. Immerhin hat ein solcher Name noch
etwas Ursprüngliches, Altertümliches an sich gegenüber den
beiden getrennten Worten des amtlichen Namens (vgl. 1709:
„Hans Georg Hummel [Hummelhannesle]"). Es ist ein wirkliches
Ganzes, dessen Bestandteile fest zusammengefügt sind; wird doch


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