Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 206
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Bertsche

losen Tölpel geworden. Dalier hört man oft: du bist dn rädfchjts Esslinger-
hannds oder entsprechend auch Tuttlingerhannds.

3. Namenkomposita wie Muggenkonz, Stumpflieinz, bei Buck, usw.
finden sich nur als Schimpfnamen vor.

§ 44. Der Rufname geht nicht nur von den Eltern auf
die Kinder und Enkel über und hilft so deren Namen bilden,
wie wir bis jetzt gesehen haben, sondern es kommen auch bei
Verwandten indirekter Abstammung, und sogar bei solchen in
aufsteigender Linie Vererbungen und Übertragungen von Rufnamen
aller Art vor, und zwar nicht einmal selten. Hierbei
spielt das Wohnhaus der Betreffenden meistens eine große Rolle;
denn dieses bzw. sein fest ausgeprägter, bleibender Name bildet
gleichsam das Mittel der Namensübertragung für die Personen.
So enthält also bei dieser Gruppe ein Namenkompositum als
erstes Element den Namen eines Verwandten — mit Ausnahme
der Eltern oder Großeltern — oder irgend einen Hinweis auf
diese Abstammung und Verwandtschaft des Betreffenden. Es
geht auch bisweilen der gänzlich unveränderte Name auf
einen Verwandten kurzweg über. Solche einfache Benennungen
sind der Übersichtlichkeit wegen doch auch erst hier aufgeführt.

§ 45. Es kann ein Vater nach seinem Sohn benannt
werden: dd Soapfdpeter, der als „aberwitzig" gewordener Greis
lange bei seinem Sohn vulgo SoapfdJcarle Vuf dd Libding"
= Leibgeding, lebte, und ihm wol bei der Seifensiederei auch
etwas half; dd (alt) Suntigmiller = R. Sonntag, früher dd Bachsäger
genannt, der bei seinen zwei Söhnen, dd Millerkarle und
dd Millerjosepp, welche die väterliche Sägerei zu einer Mühle,
vulgo Bachmiihle, umwandelten, als Libdinger oder „Mudsde-
han" = „muss dich haben", das Alter zubrachte. — Diese
mundartliche Aussprache des Geschlechtsnamens Sonntag kommt
sonst nicht vor, ist vielleicht ähnlich dem Sonntagsjäger gebildet
—; dd Ohlermax, früher dd Sigmund, der ebenso im unteren
Libdi(n)gstible seiner Ehle, die sein Sohn, dd Ohlermax, dann
betrieb, seine Tage beschloss.

Man sagte stets s'Maxd(n)eMe, vielleicht da mundartlich
auch der Mohn, der früher vielfach angebaut und zu Salatöl benützt
wurde, stets nur Max1 heißt. Vgl. noch § 63.

Eine Benennung der Schwiegermutter nach ihrem Schwiegersohn
s. in § 63 Anm.

1 Mhd. mäge, mägesame, mägesät = Mohn. P.


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