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Miedel — Noch einmal der Name Achalm
Wasserquellen; ob damit nur eine der angeführten oder alle
zusammen (also „der an Quellen reiche Berg") gemeint sind, ist
gleichgültig. Das i der Endung erklärt sodann den zuweilen
im zweiten Teil erscheinenden Umlaut, der aber gemäß der
Mittelstellung des Schwäbischen zwischen fränkisch und oberdeutsch
vor l + Kons, nicht durchdrang. Dass sich bei der
Lage des Haupttons auf der ersten Silbe die letzte verflüchtigen
musste, ist weiterhin auch einleuchtend und der Wechsel von
m und n im Auslaut gleichfalls eine häufige Erscheinung (vgl.
tagum )• tagun, turn > türm u. ä.). Der Volksmund ging noch
einen Schritt weiter und warf auch noch diese Laute ab: die
Achel. Und das Geschlecht? Mit dem. ists gegangen wie bei
Ähre, Sitte u. a.: aus der Mehrzahlform entstand, als man sie
als solche nicht mehr fühlte, die weibliche Einzahlform.
Nun bliebe nur noch übrig zu erörtern, ob denn eine
solche Benennung sich auch anderwärts findet. In Deutschland
kenne ich keine; aber was ich beim Studium der ausgezeichneten
Schrift Dr. H. Middendorfs, Altenglische Flurnamen, nach
engl. Urkunden vom 7. bis 11. Jahrhundert (Würzburg 1899
und 1901, Halle 1902) vor einiger Zeit fand, machte mir die
Richtigkeit meiner Deutung zur Gewissheit. Dem ahd. aha
entspricht ags. ce, dem walm ags. ivylm; nun lesen wir a. a. 0.
S. 9: ao 726 isenan cewylm, 798 Craeges oeuuelma, aewelmes
Jiangra, 932 (Herdivellys) aewylm und 931 at Aivilme als Flur-
und Ortsnamen — also «ine ganze Anzahl englischer Achalm!
Ein neuer Beitrag zu den oft überraschend nahen Beziehungen
zwischen den alten Sachsen und den Schwaben, hinaufreichend
in jene graue Vorzeit, da sie noch Nachbarn waren.
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