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Baas
Wolfg. Panzer hat in seinen Annalen der älteren deutschen
Literatur, 1788, die Inkunabel verzeichnet und beschrieben;
in seinem Repertorium bibliographicum wiederholt Hain lediglich
dessen Angaben. Dass beide aber den Verfasser nicht angeben
konnten, hat darin seinen Grund, dass der unbekannte
Drucker das Schlussrätsel des Gedichts weggelassen hat, in
welchem als Akrostichon der Name Heinrich Louffenbergs genannt
ist. Vielleicht verstand er diesen Sinn der letzten Verse
nicht mehr oder aber er wollte die Herkunft seines Werks
nicht nennen; lediglich die Jahreszahl 1429 melden noch die
Endzeilen des Drucks.
Als durchgehenden, äußerlichen Unterschied des letzteren
von der Münchener Handschrift bemerke ich die lautlichen Verschiebungen
in Konsonanten und Vokalen, wie sie der Sprachentwicklung
zuzuschreiben sind, so dass z. B. steht: „auch,
dein, säumen, one, lassen, zum, arczet, blut, aprill, monat"
statt: „ouch, din, sumen, ane, lossen, zem, arczot, plut, abvrelle,
manot" u. dgl. m.
Ferner hat der Druck an Stelle der in der Handschrift nur
mit Worten angedeuteten Bilder diese selbst in mit wenigen
Ausnahmen genauer Übereinstimmung derselben mit jenen Angaben
. Zur nachträglichen Illustration der Textproben aus
Louffenbergs Gedicht, welche ich in dieser Zeitschrift (XXI
S. 41 ff.) gegeben habe, setze ich hier die Darstellungen der
vier Temperamente her.
Sanguinicus.
Ich bin von Art ein frSlich man
von guttem blüt das ich han.
Flegmaticus.
Ich bin traeg und huusten vil
der schlaff mich nit erlassen wil.
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