Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 250
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Bertsche

oft noch in andere Gebiete über, und so werden dann mehrere
verschiedene Eigenarten und Untugenden mit einem einzigen
Ausdruck gegeißelt.

§ 92. Absonderliche Gewohnheiten, lächerliche Eigentümlichkeiten
, menschliche Schwachheiten und seltsame Ansichten
bieten eine beliebte und willkommene Handhabe zur
Übernamengebung, wobei bisweilen der Vor- oder Zuname oder
der Berufsname, kurz der gewöhnliche Rufname des Betreffenden
zu Hilfe genommen, oder aber meistens ein eigens gebildetes
Wort benützt wird:

1. Trägheit (bei der Arbeit): d'Sattlerlanpd, oder d'Lanpd,
eine langsame und faule, alte Jungfer, deren Vater Sattler
Avar; Lanpd, allgemein Schelte; dd Mistjosepp, der als Bauernknecht
so „fitt wi Mischt1' war; dd Bletnpp —■ Blempp, ein
lahmer und ungeschickter Drescher, der den Takt nicht einhalten
konnte, wol Schallnachahmung; s. ebbis verplempert)
= Wasser usw. verschütten, Zeit vertrödeln.

2. Überspanntheit, Übereifer, übertriebene Zärtlichkeit:
dd Gerdschnech oder dd Gerdivadel, K. Schneckenburger, der in
der sogenannten Gero wohnte. Schnech deutet ironisch sein
flinkes Wesen und seinen Übereifer als Waldhüter an, als
welcher er nicht beliebt war, wie fast alle seine Kollegen;
Wadel kennzeichnet sein kriecherisches Schmeicheln vor seinen
Vorgesetzten, von tuädls, ammd — „ivädld bi d& Herfd"; d'Nagl-
hex, ausnahmsweise flinker Bursche, guter Schwimmer, der mit
27 Jahren nach Amerika auswanderte. Der Name, wol aus der
Schulzeit stammend, hatte deswegen etwas Schimpfliches an
sich, weil dessen Träger, von seiner ledigen Mutter verzogen,
auch zu allen schlimmen Streichen seine Gewandtheit missbrauchte.
Worterklärung siehe bei diesem Kinderschimpfnamen, § 119.
dd Giggddigäggdde, ehemaliger überfleißiger und doch armseliger
Weber, der mit einem nervösen Zucken in den Armen behaftet
ist: Nachahmung des Webstuhlgeräusches; dd wild Hädrdepfel,
wol Schulname, wilde, zähe, „haarboschige", rackerige. Frau,
d. h. ein Wildhuuder — Wildkatze, und so rund und dick und
klein wie eine Frankfurter Kartoffel; di Wild, von ähnlichem
Karakter wie ihr Mann: dd Wild Bud, der noch bedeutend
schlimmer war wie sie, s. § 97, 5, im Ahd. „Wildfanc manci-
phim", Socin; „Wildemari (von Wildenegg bei Weingarten),
H. Indomitus", Buck; dd Bingsümnarr, eine hochmütige, über-


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