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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 251
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 251

spannte und hoffartige, „närrsche" Person, die lange ledig blieb;

— Ringsum wol vom vielen Drehen des Kopfs; Narr = allgemeines
Schimpfwort für männliche und weibliche Choleriker

— dd Schmizlebiir, ein allzuzärtlicher Gatte, Schmizle — Kuss;
s'HäaMe oder s' Bussdgaggele, eine Frau, die, besonders in ihrer
Jugend, gern Hühner liebkoste. Von ihren Großeltern, die im
sogenannten Bußen wohnten, wurde sie lange verhätschelt und
verzogen. In der Kindersprache ist Gaggele = Ei(er), Häanle
= Hühnchen; dd Karl Albert = dd Sohn vom Vater, s. § 99, der
wirklich so getauft und nicht wenig stolz darauf ist, dass sein
Vater, der Revolutionsheld = dd Kasdmatter in § 100, ihm einen so
noblen, einzigartigen Namen gegeben hat. Wer denselben aber
anwendet, will damit die Eitelkeit, die Protzerei mit dem seltenen
Doppelnamen verspotten. — Hierher gehört wTol auch:
1696 Jakob Stambler gen. Vätterlin.

3. Eitelkeit, Hochmut, Prahlerei: dd sehen Lang —
J. Lang, der sich für den schönsten Mann der Stadt hielt; dd golde
Taglöhner oder dd Golde, ein Mann, der unverschuldet Amt und
Vermögen verlor, und dann, als armer Taglöhner heimgekehrt,
immer noch nicht von seinem vornehmen Wesen abließ, sondern
fortwährend noch goldene Ringe trug u. dgL Vgl. Silber-
pawr, Mone S. 83; Giddiman, Gtddinjörg, Giddinvuez bei
Buck; dd Stidrsimmd, Simon L., der stets sehr stolz war auf
seine wirklich schönen und großen Stiere; dd Herr Gross,
= G. Groß, ein „Wichtigtuer"; dd rieh Weber, ein Großsprecher
, der immer sehr reich sein wollte; de Göckl, eine
stolze, freche und bösartige Person, alte Jungfer, die schon als
Mädchen „wie ein Gockel"" einhergeschritten sein soll: auch
= dd Gocldjohann. Vielleicht von einem Fastnachtsscherz; vgl.
§§ 75, 114. Warum nicht dd Guld oder dd Gicld, welches die
gewöhnlichen Namen für Hahn sind? Gocld klinge auch schon
vornehmer und kühner, sagte man mir!; dd Primaaglaser oder
dd Müliondglaser, ebenso ein Prahlhans, der immer nur Primaarbeit
zu verrichten glaubt; dd Nettwetter, der als gewesener
erfahrener Schiffsjunge sich früher gern als kundiger Wetterprophet
aufspielen wollte, aber stets nur nettes Wetter vorhersagte1
; dd Kodex, auch dd Napoleon, vermeintlicher Gesetzeskenner
und Kurpfuscher, der tatsächlich den Code Napoleon be-

1 Jetzt oft nur dd Wetter genannt.


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