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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 262
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Bertsche

aus dem Hause des ehemaligen Vogts von Konzenberg im nahen
Esslingen stammte, s'alte Vogts Hus.

2. Dd Batzdmarte, der einst als Amtsbote Briefe, die damals
einen Batzen kosteten, zu Fuß nach dem drei Wegstunden entfernten
Engen tragen musste (vgl. Phenninchschuester 1327t
Buck); dd Anrouchkopf, der, wie schon sein Vater, berühmter
und vielbegehrter Pfeifenkopfanraucher war; s'Schnapsmareile,
eine langjährige Witwe, die einst eine verrufene Schnapskneipe,
vulgo d'Lafeetd, betrieb. Do Tschäpper, der in seiner Jugend
oft bei der Schafschur behilflich sein, und besonders die Wollbündel
= Tschäpper, tragen musste; s,Blädmle oder s'Bloamd-
mareüe, alte, ledige „Blumenmacherin"; d& Kesslerjund — vgl.
§ 35 Anm. —, dessen Vater ein Kesselflicker, und er selbst
unermüdlicher, allbekannter Trödler, Lumpensammler und Korbmacher
war.

3. Dd gross Giger oder dd Breeselegiger, ein guter, aber
kein großer Geiger, von hoher Gestalt, der aber als Landwirt
nur wenig, nur d Breesele = Diminutiv von Broosdmd = Brosamen
(vgl. Brösamiengeiger, Birlinger II S. 429) Zeit
hatte für seine Kunst; do Bummerbeller, der früher bei der
fahrenden Musikkapelle war, die gelegentlich, bei Jahrmärkten,
Tänzen usw., da und dort spielte, und dabei die große Trommel
schlug. Allmählich kam diese Zunft in Verruf, daher das verächtliche
des Titels. Wol auch Anspielung auf die magere, gedrungene
Gestalt. Ortsüblich ist „kurzer Bummer*.

§ 103. Eine interessante Gruppe von Spottnamen bilden
jene, welche nur auf die eigenartige Verwandtschaft und
Herkunft des Namensträgers hinweisen. Unnamen können nämlich
aus Worten und Namen bestehen, die, wie fast jeder harmlose
Rufname, lediglich jemands Abstammung andeuten, an
welche aber der Betroffene aus gewissen Gründen nicht erinnert
werden möchte. Nicht immer haben jedoch solche Benennungen
von vornherein einen bösen, beleidigenden Sinn, — haben sie
sich doch meistens aus den Rufnamen entwickelt —, sondern
nur dann, wenn die Vorfahren, ohne allgemeine Spitznamen gehabt
zu haben, — wenigstens hat sich keiner vererbt — in
schlechtem Rufe standen, oder Schuld der Verarmung ihrer Nachkommen
waren, oder auch dann, wenn die letzteren, gewöhnlich
aber erst die Enkel, als Bessergestellte oder Sichbesser-
dünkende — offen sich ihrer Ahnen zu schämen anfangen.


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