Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 268
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Bertsche

§ 110. Ebenso kommt es vor, dass Geschwister Schimpfnamen
voneinander erben, d. h. bekommen.

D'Korddmariseppd, f 1860, 80jährig, ledig, deren ältere
Schwester = dd Korddengel; s'BitcJcelbectomagddlen, Schwester des
Buckelbeck; dd gross Booler, größerer Bruder des Booler, eigentlich
= Boiler; dz Gockelbattist, dessen Schwester dd Gockel war,
deren Name sich seit 100 Jahren noch in verschiedenen Rufnamen
, die den ursprünglichen Schimpf verloren, erhalten hat,
z. B. dd GocJcel andres. Der Stammbaum des alten Geschlechts
kann aber auf mündlichem Wege nicht aufgestellt werden.

§ 111. Vereinzelt steht der folgende Fall — vgl. jedoch
§50 — dd jung Botheck, benannt nach seiner Mutter Bruder,
bei dem er aufwuchs, zumal da er auch rote Haare hatte und
ein Lump wurde wie dieser. Nach dem Tode seines Onkels war
er einfach selbst dd Botheck.

§ 112. Sagen uns die im vorstehenden betrachteten Spottnamen
, von wem ihr Inhaber abstammt, so verrät die folgende
Gruppe, wo er zu Hause ist.

Manche Spitznamen enthalten nämlich einen indiskreten,
verächtlichen Hinweis auf die armselige schlechte Wohnung,
das alte verfallene Haus, aus dem der Gemeinte stammt oder in
dem er zurzeit wohnt. — Damit ist jedoch gewöhnlich noch
eine andere beleidigende Anspielung verbunden.

1. Dd Geer, früher Dd Gerdbür, aus der sogenannten Gerd,
einem uralten Hause, früher eine Art Armenhaus. Da seit
einigen Geschlechtern das Haus in Privatbesitz übergegangen
ist, empfindet man die vielfach vorkommende Benennung nach
der Gerd nicht mehr als Schimpf. S. Anhang No. 24; dd Turn-
hanndsle, dessen verarmte Eltern einige Zeit im Adlertorturm
ihre Wohnung hatten, eigentlich = Mangertor vom nahen Anger
vulgo dd Manger von im Anger; die Tore samt Türmen wurden
etwa 1815 abgebrochen; dd Turnapostel = Stachebud, dessen
ledige Mutter eine Zeitlang im Judentorturm wohnte, auch eine
Art Armenhaus. Er selbst war ein lustiger, überspannter Kerl
und Spassmacher, der überall Reden halten, predigen wollte.
Dd Spitlbud, dessen Mutter als Witwe um 1860 den ehemaligen
Ortsspital — der neue heißt dd Spitol — gegen Wohnungsrecht
verwaltete; dd Kapdziner (s. § 104 = dd Truutle), welcher von
einer alten Jungfer erzogen wurde, deren Häuschen, s'Kapdziner-
hisle, früher ein Kapuzinerkloster, er später erbte; s'Bidrhittd-


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