Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 301
(PDF, 70 MB)
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Abergläubisches aus Heidelberg

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stirbt noch jemand von der Familie; wenn ein Rabe auf dem
Dach sitzt, stirbt jemand in dem Haus (auch in S.). Wenn 13
bei Tisch sitzen, so stirbt zuerst, das dem Spiegel gegenübersitzt
, und wenn auf dem Geburtstagskuchen ein L.icht vergessen
ist, so stirbt das Betreffende; das gleiche gilt, wenn die Photographie
jemandes herunterfällt (auch in S.). Ebenso stirbt
jemand (auch nach dem Glauben von S.), wenn ein Holzwürmchen
im Holz nagt, oder ein Käuzchen schreit, oder wenn das Holz
des Möbels kracht; in Sandhausen sagt man in letzterem Fall
„es meldet sich was". Auch auf Zähne kann man gehen. Wenn
man träumt, es sei einem ein Zahn ausgefallen, muss man sterben
nach Heidelberger Glauben; ebenso lässt der Mannheimer Dichter
L. Lewy in einer seiner Erzählungen (Fauler Zauber S. 34: „Die
schwarze Zunge") eine Magd sagen: Mein Mutter hott aach emol
vuneme Zahn gedraamt, wo 'r ausgange war, unn acht Dag
schbäder iss mein Großvatter gschtorwe." Und eine Frage hat
man sogar frei an das Schicksal in der Neujahrsnacht: denn
wenn man in der Neujahrsnacht seine Stiefel hinter sich wirft
und die Spitzen zeigen nach der Tür, so kommt man in diesem
Jahr noch heraus aus dem Haus.

d) Der gerade Gegensatz von Tod ist — anscheinend wenigstens
für weibliche Gemüter — die Heirat. Auf diese bezieht
sich eine ganze Menge von Anzeichen. Wenn einem ein Taschentuch
heraushängt, ist man heiratslustig (auch in S.). Wenn
einem Mädchen ein Schurzband aufgeht, denkt der Verehrer an
einen (auch in S.). Wenn man dagegen eine Haarnadel verliert
, verliert man einen Verehrer. Wie viele man dann noch
hat, kann man leicht erfahren: „W'enn man einen Apfel durchbricht
, so viele Kerne* drin sind, so viele Verehrer hat man."
Wenn man sich nachts im Traum im Sarg liegen sieht, verheiratet
man sich bald. Wenn sich vier Leute die Hand übers
Kreuz geben, gibt es nur nach Heidelberger Auffassung eine
Verlobung; in Sandhausen ist das ein Zeichen des Unglücks.
Wenn endlich ein echt goldener Ring in der Mitte durchspringt,
so verlobt man sich in den nächsten fünf Jahren; wenn man
beim Nähen an einem Kleid sieben Nadeln abbricht, so verlobt
man sich in diesem Kleid. Aber es heißt auch: Wenn man
sich beim Nähen eines neuen Kleids in den rechten Daumen
sticht, so wird man in diesem Kleid Braut — oder bekommt
einen Kuss.


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