Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 303
(PDF, 70 MB)
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Abergläubisches aus Heidelberg

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(eigenen) Anzug fühlt, darf man sich etwas wünschen, und es
geht in Erfüllung. Wenn man Sternschuppen fallen sieht, geht
nach Heidelberger Auffassung auch ein gerade ausgesprochener
Wunsch in Erfüllung; in Sandhausen ist das dagegen ein Zeichen,
dass jemand stirbt. Auch wenn man jemand zum erstenmal im
Monat wieder sieht und drei Knixe macht, soll ein dabei ausgesprochener
Wunsch erfüllt werden; ob das aber wirklich in
Heidelberg Glaube ist, erscheint mir fraglich.

Anderes ist verwickelter. Entweder schreibt man zehn
Wünsche auf einzelne Zettelchen und legt sie in der Neujahrsnacht
unter das Kopfkissen; das, welches man morgens hervorzieht
, geht in Erfüllung. Oder man hält sich an folgendes:
Wenn zwei Personen zu gleicher Zeit dasselbe sagen, dann geht
es in Erfüllung; sie müssen sich aber dann den kleinen Finger
geben, sich beide leise etwas wünschen, dann auf drei zählen
und einen Dichter gleichzeitig sagen: ist das der gleiche Dichter,
dann geht es in Erfüllung.

f) Aber auch gleichgültigere Dinge werden so angezeigt.
Wenn man morgens einem Kaminfeger begegnet, bekommt man
einen Brief; wenn einen die Nase beißt, so erfährt man etwas
Neues (nach Sandhäuser Glauben kommt ein Jude auf die Welt);
wenn man beim Nähen drei Nadeln abbricht, dann kommt man
zu einer Hochzeit. Besuch dagegen bekommt man, wenn sich
entweder die Katze putzt und sich dabei übers Ohr fährt, oder
wenn eine Feder oder eine Schere fällt und sich die Spitze in
den Boden steckt; merkwürdigerweise deutet aber die gleiche
Erscheinung beim Messer sicher auf Unglück. Wenn man ferner
den Kukuk schreien hört und schlägt auf den Geldbeutel, so
wird man reich; ähnliches berichten meine Quellen von dem
Fall, dass man eine Butterblume unter das Kinn hebt und es
schimmert gelb; nach meiner Jugenderfahrung ist das nur ein
Zeichen dafür, dass man gern Butter isst. Wenn ein Gerücht
verbreitet ist, jemand sei gestorben, so lebt dieses noch einmal
so lang, als es schon alt ist. Und ähnlich gibt der Schrei des
Kukuks die Zahl der Jahre an, die man noch zu leben hat.

Verwickelter sind folgende zwei Beispiele. Wenn einem
die Ohren klingen, das rechte bedeutet dann Schlechtes, das
linke Gutes; dann lässt man sich von jemand zwei Zahlen sagen
und zählt die am Alphabet ab; der Buchstabe gibt den Anfangsbuchstaben
des Namens des Lästerers (oder Lobers) wieder.


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