Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 307
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1905/0333
Ein Landsgemeindetag in Appenzell.

Von Wilhelm Groos.

Das Appenzeller Ländchen ist durch seinen Säntis weiterhin
bekannt. Er leuchtete im Neuschnee ab und zu hinter den
Vorbergen herauf, als wir am Sonntag den 30. April von Konstanz
über Rorschach und St. Gallen fuhren; in der offenen
Vorhalle des Gasthauses beim Bahnhof Waldstadt hatten wir
ihn greifbar nahe vor Augen in der herrlichen Morgensonne,
die nach einer Regen- und Sturmnacht unerwartet folgte. Ohne
Unterlass strömten die Appenzeller Landleute gruppenweise vorbei
, meist neben dem Regenschirme mit einem Säbel oder Degen
bewaffnet, dem Ausweise des Staatsbürgerrechts. Durch eine
jener malerischen, tiefeingerissenen Schluchten — Tobel, wie man
sie hierlands nennt — pilgerte alles das Stündchen nach Hundwil,
einem kleinen auf der Höhe gelegenen Ort, in welchem, mit
Trogen abwechselnd, alle zwei Jahre die Landsgemeinde des
Kantons Appenzell Ausser-Rhoden tagt.

Der große, auf drei Seiten von Gebäuden umgebene Rasenplatz
füllte sich immer mehr, bis schließlich Mann an Mann,
Kopf an Kopf sich drängte; es pflegen sich etwa 12 000 Stimm-
und Wahlberechtigte zu versammeln; ein Gasthausfenster gab
bequemen Überblick über die an dem Hang ansteigende Menschenmasse
. Einstweilen spielte auf einer Bühne, der „Stuhl" genannt
, die Musik; ein Umzug in Landsknechtstracht, zwei mit
Hellebarden, dann sechs Pfeifer und Trommler, um 10
10 l/i und 10 3/a Uhr bereitete auf die feierliche Handlung
vor. Sie schritten auch auf den Glockenschlag 11 Uhr dem
durch Geläute eingeleiteten Aufzuge der Regierungsbehörden
voraus: in schwarz- und weißgestreiften Wämsern und Pluderhosen
, das linke Bein schwarz, das rechte weiß — den Landesfarben
; der Landammann in schwarzem Mantel und Schiffhut;
der Landwaibel in weiß und schwarzem Mantel und Schiffhut
mit zwei Gehilfen, große Metallbuchstaben A. V. R. („Appen-

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