Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 312
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Anzeigen und Nachrichten

bei Brugg an der Aare und die Landgrafschaft im Elsass besassen. Kaiser
Rudolf II. verdoppelte den ihm ausgesetzten Jahresgehalt, ohne freilich
damit die finanzielle Not des wenig haushälterischen und rechnerischen
Gelehrten zu beheben, der neben Arbeiten kleineren Umfangs aus der
deutschen Reichs- und Bischofsgeschichte rastlos an der Ausführung des
1607 gefassten Plans einer Geschichte der habsburgischen Herzoge
Österreichs in zehn Büchern arbeitete, dessen Vollendung ihm
aber nicht beschieden war. Seine abgeschlossenen Werke wurden wiederholt
gedruckt und zeichnen sich durch Selbständigkeit und Gründlichkeit
der Forschung sowie durch ein elegantes, oft nur zu gedrängtes Latein
aus. Man verglich seinen Stil demjenigen des Sallust, so dass 1623 der
Verleger einer neuen Titelausgabe der „Res Helvetiorum" als Druckort,
unter Anspielung auf Sallusts Geburtsort, auf den Titel „Amiterni" setzen
ließ. Für seine kritische Begabung ist ein Brief von ihm an Goldast vom
27. März 1607 bezeichnend, worin er die Geschichte Teils für eine
reine Fabel erklärt, weil diesen keine ältere Quelle erwähne, und die
Urner über seinen Wohnort nicht einig seien, noch auch über seine
Familie Aufschluss zu geben vermöchten.

Diesem bedeutenden, vom Felde der wissenschaftlichen Arbeit allzufrühe
abgerufenen Forscher hat Johannes Kälin in dem vorliegenden
Buche ein würdiges, Licht und Schatten gleichmäßig und gerecht widerspiegelndes
Denkmal gesetzt. Mit Liebe und Sorgfalt ist er allem nachgegangen
, was irgendwie zur Aufhellung seiner bis dahin noch vielfach
dunkeln Lebensumstände beitragen konnte, mit Scharfblick und feinem
Verständnis hat er das innere Wesen des Manns zu erfassen und darzustellen
gesucht, den Geist und Wert seiner Werke untersucht und entwickelt
und ihm so seinen rechten Platz in der deutschen Historiographie
angewiesen und gesichert. Das Gesamtbild, das Kälin von ihm entworfen,
wird schwerlich mehr in irgend einem wesentlichen Punkt eine Umgestaltung
erfahren; er scheint uns durchaus das Richtige zu treffen,
wenn er sagt: „Guillimann war keine genial veranlagte Natur; wol aber
besass er hervorragende Talente, hellen Verstand, eine seltene Willenskraft
und ein weiches, empfängliches Gemüt; seine Seele schwang sich
in idealem Flug empor über die Niederungen des gemeinen Lebens. Aus
kleinen Verhältnissen war er durch verständnisvolle Gönner emporgehoben
worden in höhere Kreise, in denen er sich aber bald so heimisch fühlte,
als wäre er darin geboren. Aber eben diese Herkunft und der Mangel
an Glücksgütern lasteten wie Blei an seinen Sohlen und drohten ihn mehrmals
wieder in den Strudel des Gewöhnlichen, Vergänglichen hinabzuziehen.
Wenn er es doch bis zum Kaiserlichen Rat und Historiographen brachte,
so verdankt er das seiner unverwüstlichen Schaffenslust, seinem starken
Willen, der unter tausend Schwierigkeiten unwandelbar sein Ziel verfolgte
. Mit Unrecht würde man ihn ,Emporkömmling' nennen. Sein
Streben galt nicht vorab zeitlichem Wolsein, sondern den höchsten idealen


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