Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 317
(PDF, 70 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1905/0343
Anzeigen und Nachrichten

317

Held tief und klar seiner großen Aufgabe inne wird und sich ihr groß
und tapfer hingibt.

Das im Herbste 1510 entstandene Fabelgedicht vom Ochsen zeigt
ihn noch ganz als Kleriker im Banne der päpstlichen Politik, die anschaulich
lebhafte Relatio de gestis inter Gallos et Helvetios gibt eine
Probe davon, was Zwingli als Geschichtschreiber geworden wäre, das
Gedicht vom Labyrinth lenkt die politische Betrachtung schon mehr auf
allgemein ethisches Gebiet hinüber, persönlichstes Leben und Gefühl gibt
das Gebetslied in der Pest, das Ende 1519 auf dem Krankenlager entstanden
ist und zum ersten Male Zwingli den Dichter zeigt, aber erst im
April 1522 tritt Zwingli als Reformator hervor. Die wichtige Schrift Von
Erkiesen und Freiheit der Speisen zeigt sogleich die volle Eigenart der
schweizerischen Reformation: es ist nicht so sehr die zu modernem Leben
erwachende Einzelpersönlichkeit, der Geistliche, der die mittelalterliche
Religiosität in Kampf und Not abstreift und jubelnd zu neuen Idealen gelangt
, sondern sogleich entrollt sich das Bild der sich befreienden Gemeinde,
das große Werk vollzieht sich nicht in Gedankenarbeit und Seelenkämpfen,
sondern vorzugsweise in Wort und Tat, es ist nicht so sehr innerlich
religiös als ethisch, sozial, politisch. Dabei verliert es nicht an Kraft
und Tiefe, gewinnt aber an Farbe und Fülle. Bedeutungsvoll folgen der
Schrift Von Erkiesen und Freiheit der Speisen noch im gleichen Monat
die Acta Tiguri, die Rechtfertigung der Neuerung vor der geistlichen Behörde
, die notwendig zugleich den Bruch mit jener bedeutet. Und wenn
sich nun Zwingli in der göttlichen Vermahnung an die Eidgenossen zu
Schwyz aufs neue politischen Aufgaben widmet, ist er ein anderer geworden
, er verlangt jetzt volle Unabhängigkeit vom Ausland und inneren
Frieden für die Schweiz. Dass er solche Ziele aufstellen und erreichen
konnte, war zugleich ein erster großer Erfolg seiner evangelischen Predigt.
In raschem Schritt geht Zwingli auf der Bahn der evangelischen Lehre
voran, die Supplicatio ad Hugonem episcopum und mit ihr etwa
gleichen Inhalts die Freundliche Bitte und Ermahnung an die Eidgenossen
verlangen freie Predigt und Aufhebung des Zölibats und bringen damit
den eigentlichen Anfang des Glaubensstreits. Im Apologeticus Arche-
teles hofft Zwingli, die Gegner würden von weiterem Kampfe abstehen,
in der Predigt von Klarheit und Gewissheit des Worts Gottes sichert er
der Heiligen Schrift in umfassender, geistvoller Beweisführung ihre zentrale
Stellung in Gottesdienst und Lehre.

So weit ist die neue Ausgabe bisher gelangt, so weit begleitet sie
Egli mit kirchengeschichtlichen Einleitungen, die schlicht und knapp, dabei
mit umfassendster Sachkunde und an neuen Auffassungen reich die einzelnen
Schriften in ihren Zusammenhang stellen, Zeit und Anlass ihrer
Entstehung bestimmen, ihren hauptsächlichen Inhalt und ihre Bedeutung
umschreiben und sich, wo dazu Anlass ist, zu Ausblicken von echt historischer
Weite erheben.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1905/0343