http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1907/0311
Erasmus in seinen Beziehungen zur
Universität Freiburg.
Von Hermann Mayer.
Allgemein bekannt und viel besprochen ist die Tatsache,
dass in früheren Jahrhunderten bis ziemlich tief in die Neuzeit
hinein die den Universitäten zuströmenden Studenten im
Durchschnitt einem viel früheren Lebensalter angehörten, als
dies heute der Fall ist. Angehende akademische Bürger im
17., 16. und 15. Lebensjahr waren eine ganz gewöhnliche Erscheinung
; aber selbst im 14. und noch jünger kamen sie3.
Melanchthon z. B. bezog mit 12 Jahren schon die Universität
Heidelberg, ebenso Eck, der dann später an unserer Alma Mater
mit 16 Jahren als Lehrer der Artistenfakultät und mit 23 als
Theologieprofessor tätig war.
Dass demgegenüber aber auch Männer in viel reiferem,
ja außergewöhnlich spätem Alter zur Hochschule kamen
und sich immatrikulieren ließen, dürfte vielleicht weniger allgemein
bekannt sein. Freilich waren es dann, wie wir noch
sehen werden, ganz andere Gründe, die zum Besuch der Universität
und zur Immatrikulation veranlassten. In diese Gruppe
gehört auch ein Mann, dessen Name einer der berühmtesten
1 Vgl. z. B. Paulsen, Organisation und Lebensordnungen der deutschen
Universitäten im Mittelalter, Historische Zeitschrift XLV, 420 ff.
Eulenberg, Die Frequenz d. deutschen Universitäten, des XXIV. Bandes
der Abhandlungen der philol.-histor. Klasse der kgl. sächs. Gesellschaft
d. Wissenschaften Nr. II (1904), S. 23—28; für Freiburg bes.
meine Mitteilungen aus den Matrikelbüchern d. Univ. Freiburg, in d.
Zeitschrift d. Freiburger Gesellschaft f. Geschichtskunde XIII, 51—57,
XVII, 49—50; endlich die Einleitungen der meisten bisher erschienenen
Matrikelausgaben.
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