Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 36
(PDF, 69 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1908/0042
36

Dietzel

Selbstüberhebung, voll lauter Standesbewusstsein, für das so
poesiereiche, natürliche, ungeschminkte Landleben nur ein
Nasenrümpfen und Spötteln übrig haben.

Betrachten wir nun, soweit es für unsere Zwecke erforderlich
ist, das Dorf Wachbach. Es liegt im Wachbachtal,
einem Seitentälchen des Taubergrunds, 51j'., km südlich von
der kleinen, ansehnlichen, ehemaligen Residenzstadt des Deutschmeisters
und jetzigen württembergischen Oberamts- und Badestadt
Mergentheim. Die Bedeutung des Namens — alt Wachenbach
— ist nicht geklärt. Die Mergentheimer Oberamts-
beschreibung und mit ihr die württembergischen Geschichts-
quellen deuten auf einen Personennamen Wago, Waccho hin.
Bei J. Mones Erklärung (Celtische Forschungen zur Geschichte
Mitteleuropas 1857), wonach der Name vom keltischen givyoy
Bächlein (Dem. zu gwy Bach, dazu quec kleiner Bach, wie
in Quecbronn) herrühren soll, ist eher ausgedrückt was gewünscht
, als was wirklich ist. Geschichtlich bietet der Ort
nichts von allgemeinem Interesse. Ein Marktflecken von
gegenwärtig etwa 900 Einwohnern, besitzt er ein evangelisches
und katholisches Pfarramt und hatte bis in die jüngste
Zeit eine Synagoge. Grundherren sind die Freiherrn von
Adelsheim, deren zweiter Stammsitz Wachbach ist. Der
Einfluss der nunmehr bis auf wenige Familien ausgewanderten,
einst zahlreichen jüdischen Bevölkerung auf den Wortschatz
ist, wie in der ganzen Gegend, kein geringer, wenn auch schon
manches hebräische Wort dem Sprachschatz namentlich der
jüngern Generation entschwunden ist. Ein Urteil über den
„jüdelnden Ton und Klang" des fränkischen Dialekts möchte
ich mir vorbehalten. Jedenfalls ist die Beweisführung der
Beschreibung des Oberamts Künzelsau, 1883, S. 134: „Hat der
Franke eine starke Anzahl hebräischer Worte in seinen Wortschatz
aufgenommen, ohne dass er sich des hebräischen Ursprungs
bewusst wäre, wie sollte sich der Ton und die Aussprache
dem jüdischen Einfluss ganz haben entziehen können?"
nicht bindend genug. Einzelne Wörter kennen lange nicht
jene Schranken, die eine Lauterscheinung hemmen: Leicht
finden sich am Waldessaume Bäume, vom Winde angeflogen;
doch nur Bäume, kein Wald.

Der Karakter des Dorfs ist durchweg ländlich; die Bevölkerung
kleinbäuerlich, rückständig in Anschauungen und


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1908/0042