Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 70
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70 Schmidt — Einige Ortsneckereien im Markgräflerland

das heutige Filial von Eimeidingen) und Weil je in einen Spottkreis
einschließen. Die Märkter heißen die „Reigel" (— Reiher,
Fischreiher), auch „Marter Kropf1iu und „Marter Stttmpe".
Die Erklärung für alle drei Namen liegt am Tage, im Fischerort
und dem bekannten körperlichen Gebrechen und dem Mangel
an Größe seiner Bewohner.

Die Weiler führen den Spottnamen „Kieslistciriitscher";
der Name soll daher kommen, dass die Weiler außerordentlich
viel Kieselsteine auf ihren Feldern haben, so dass es einen
wundernehmen muss, dass dort etwas wächst. Daneben heißen
die Weiler, wie Haffner S. 99 schon verzeichnet, „Rebmesser".
Darüber hörte ich folgende ergötzliche Erklärung. Früher soll's
so gewesen sein, ob auch noch heute? Da wird ein Weiler
gefragt: „Woher sind Sie?" „Von Wil. Worum?"; diesem
„Worum" sei dann stets ein Griff nach dem Sack gefolgt, wo
das bekannte und gefürchtete Rebmesser stak. Den Ruhm des
letzteren Namens teilen mit den Weilern die Haltinger. Diese
führen jedoch noch einen weiteren Titel. „Eselsohren" sagt
Haffner S. 104 in seinem Necknamenverzeiclmis am Schluss;
noch kürzer freilich pflegt der Volksmund einfach zu sagen:
„Esel". Das erklärte mir ein geborener Haltinger so. „Wenn
se naime laufe, so hengt en ne der Ecke vom Nastuch zum
Sack use." Oder sieht man einen solchen, so heißt es gleich:
„S'isch ä Haltiger!"

Eben wollte ich den Schlusspunkt zu dieser meiner Abhandlung
machen, da kam ein Efringer Handwerker in mein
Pfarrhaus, eine Arbeit nachzusehen. Als er fertig war, besprach
ich mit ihm auch noch einiges von den obigen Ortsneckereien
in der hiesigen Gegend. Bei dieser Gelegenheit erfuhr
ich zuletzt eine Neuigkeit über Istein, eine schwache halbe
Stunde von Efringen entfernt am Rhein liegend. Aus seiner
Jugendzeit, in welcher er mit den Kameraden aus Efringen auf
Geheiß der Eltern die Nachlese auf den Fruchtfeldern oft zu
besorgen hatte, wusste er mir zu sagen: Die Isteiner Buben
waren uns in unserer Arbeit gar manchmal zuvorgekommen,
hatten auch zuweilen selbst eine ganze Garbe stipitzt. Da
rächten wir uns dann, indem wir ihnen nachriefen: „Isteiner
Mohre hen Dreck hinter de Ohre." —


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