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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 87
(PDF, 69 MB)
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Die preußischen Werber im „Leimstollen" zu Leutersberg 87

Hintersassen, wie es scheint, sogar nicht geringer Beliebtheit.
Sie ließen in guter Stunde etwas draufgehen und so kam
Geld in die Gemeinde unter die Leute. An Sonntag-Nachmittagen
ging es im Leimstollen besonders hoch her. Da
kam der alte Ruppe-Marti, in den Kirchenbüchern genannt
„das Spielmännli", mit seinen drei Genossen, und wenn dieses
erste Wolfenweiler Quartett aufspielte, dann hatte die Stunde
im Leimstollen geschlagen. Dann war Frohsinn der Meister
und ungeschmälerte Freude am Augenblick die Parole, der
alle gehorchten, vorab die Werber, die zu den lustigsten
gehörten. Gewiss, manches junge Blut, dem die väterliche Zucht
des Hauses und der Ernst des Lebens zu beschwerlich geworden
war, hat in solchen Stunden den letzten Halt verloren
, mit den Werbern Kameradschaft getrunken, das Handgeld
genommen und hat die Heimat und seine Lieben nimmermehr
gesehen. Mancher stämmige Bursche des Schwarzwalds
bis nach Todtnau hinauf am waldigen Feldberg hat hier die
schwere Holzaxt von sich geworfen, als ihm das Soldatenglück
in des Königs Rock in den verlockenden Worten der
Werber als höchstes Erdenglück vor die trunkene Seele trat.
Wie viele von ihnen auf Schlesiens blutigen Schlachtfeldern
den ehrlichen Soldatentod gestorben sind, wie viele die
Schlachten und Wunden, Strapazen und Krankheiten überstanden
haben? Wir wissen es nicht.

Wer damals im Leimstollen in Leutersberg Handgeld
genommen hatte, mit dem gings, sobald ein sogenannter
„Transport", d. h. eine gewisse Zahl dieser Kriegsfreiwilligen
beieinander war, nach dem markgräflichen Ort Weisweil
bei Kenzingen, von wo zu Schiff den Rhein hinunter
nach der nächsten größeren Werbestation gefahren wurde,
um von da in Eilmärschen die zugewiesenen Garnisonen zu
erreichen. Den Weg nach Weisweil machten die Werber
selbstredend nicht auf der bequemen Landstraße über Freiburg
— das wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, da
in der Stadt und im ganzen österreichischen Breisgau strengste
Kontrolle geübt wurde —, sondern unter Benützung des
unterhalb Leutersberg sich erstreckenden Mooswalds über


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