Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 160
(PDF, 69 MB)
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Anzeigen und Nachrichten

opfern, im griechischen und römischen Altertum verbreitet war, ist bekannt
, finden sich doch heute noch diese Opfergaben in Menge. Aber
unsere Vorfahren haben den Brauch nicht etwa von den Griechen und
Römern ererbt, sondern selbst von alters her als eignen ausgeübt. Es
war mit diesem Brauch wie mit so manchem, der überall in erstaunlich
ähnlicher Weise auftritt und doch nicht entlehnt ist, denn seine Grundlagen
sind allgemein-menschlich. Wenn auch aus Deutschland nur
spät in christlichen Berichten der Opferbrauch erwähnt wird, so war er
doch unzweifelhaft uralt, das zeigt seine Verquickung mit andern altheidnischen
Altertümern, mit Nachrichten von heiligen Quellen, Steinen,
Bäumen u. dgl. Die christliche Kirche hat diesen Opferbrauch erst bekämpft
, dann geduldet und aufgenommen und ungewollt weiterverbreitet;
und so, halb widerwillig, schützt sie ihn heute noch. Die christlichen
Berichte beginnen mit Theodoret. Besonders wertvoll ist, was Gregor
von Tours über das heidnische Heiligtum zu Köln erzählt. Die reichsten
Mitteilungen über heidnischen Brauch macht aber der Indiculus superstitio-
num et paganiarum vom Jahre 743, und auch er kennt die hölzernen
Opferfüße und -hände, die Hörner und Löffel, die Bilder, die durch die
Felder getragen werden, die heiligen Quellen, Steine, Bäume. Auch im
Rechtsbrauch haben sich Nachklänge des alten Opferbrauchs, des Sühneopfers
erhalten, es war sicher einmal üblich, die Buße nach dem Gewicht
oder nach der Gestalt eines Getöteten darzubringen.

In Andrees Buch kommt unser Schwarzwald etwas schlecht weg.
Andree gibt nur gelegentlich Stichproben. Bei Erwähnung der Löffelkapelle
am Schwarzatal macht er aus Nöggenschwihl „Nöggenschwitze".
Über die Löffel, die ihm als Opfergaben rätselhaft sind, findet sich einiges
in dem Znaimer Schulprogramm 1903/04 von Prof. F. Widlak, das in
höchst anerkennenswerter und hier noch ausführlicher zu besprechender
Weise den Indiculus erklärt, S. 31. Es wäre überhaupt vieles nachzutragen
, teils an einzelnen Beobachtungen, teils an wissenschaftlicher
Erklärung. Unzählige Kapellen des Schwarzwalds habe ich besucht, wie
denn der Altertumsforscher an kirchlichen Gebäuden als den Stätten
der höchsten Erhebung des Menschen, des Verkehrs mit der Gottheit,
niemals achtlos vorüber geht. Überall fand ich den alten Opferbrauch;
aber es ist mir bisher nicht gelungen, die Opferkröten nachzuweisen, deren
Verbreitungsgebiet der Schwarzwald unterbricht. Jedenfalls aber ist auch
aus unserm Gebiet viel zu berichten,' wie schon in meinem Vortrag vom
7. November 1905 geschehen ist und auch in diesen Blättern noch geschehen
wird. Die Forschung in Fluss gebracht zu haben ist Andrees
dauerndes Verdienst. Möge darum das schöne, reichhaltige und vom
Verleger prächtig ausgestattete Buch viele Leser finden und seine Anregung
in weite Kreise hinaustragen! Auch der Freund des Humors
findet dabei seine Rechnung.

Freiburg im Breisgau. Fridrich Pfaff.


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