http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1908/0178
164
von Ow-Wachendorf
unterdessen neuer Kriegsruhm winkte. 1546 entbrannte der
Schmalkaldische Krieg und Wrisberg ernannte den 29jährigen
Melchior zum Heerführer des Fußvolks8. Luck erwähnt seine
Anwesenheit im Lager Kaiser Karls V. Leider sind fast keine
Nachrichten aus dieser Zeit über ihn erhalten. ,
Kurz nach dem Ende des Kriegs trat Melchior zum
ersten Male in Beziehungen zu Baden, das seine neue Heimat
werden sollte. Am 12. März 1548 belehnte die badische Vormundschaft
ihn und seine Brüder Erhard und Christoph mit
den alten 0wischen Lehengütern Sinzheim, Steinbach, Kartung
und Neuweier9. Hierdurch kam er in eine Verbindung
mit dem markgräflichen Hofe, die durch seine verwandtschaftlichen
Beziehungen erleichtert wurde. Denn seine Base
Rosina war eine Schwester der Markgrafen Bernhard und
Ernst und auch mit Ursula von Rosenfels, des letzteren Gemahlin
, war er verwandt10. 1550 und 1552 wird seine vorübergehende
Anwesenheit in Pforzheim erwähnt, doch ist es
unbekannt, ob er hierbei besondere Zwecke verfolgt hat.
Der Regierungsantritt Karls II. (1553—1577) brachte die
große Veränderung in Melchiors Leben. Dieser Fürst, mit
dem er anscheinend befreundet war, ernannte ihn 1553 als
Nachfolger des Wilhelm Böcklin von Böcklinsaw zum Landvogt
und obersten Landrichter seiner Markgrafschaft Hach-
berg11. Dieses Amt hat er 16 Jahre lang bis zu seinem
Lebensende verwaltet. Kriegerisch ist er nie mehr hervorgetreten
, denn das Land durfte sich ruhiger Friedensjahre
erfreuen; im Inneren aber hat er eine vielseitige und erfolgreiche
Tätigkeit entfaltet.
Unter ihm wurde eine grosse „Erneuerung" in der Markgrafschaft
durchgeführt. Die Funktionen und Einkommen
der Beamten, Kirchen- und Schulangelegenheiten, hohe und
8 Lucks Wappenbuch.
9 General-Landesarchiv Karlsruhe.
10 Auf dem Grabstein in Pforzheim befindet sich unter ihren Ahnenwappen
auch das Owsche.
11 Der genaue Zeitpunkt ist unbekannt. Im November 1553 erscheint
er zum erstenmal urkundlich als Landvogt.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1908/0178