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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 244
(PDF, 69 MB)
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Anzeigen und Nachrichten

Unsere Kenntnis der altkeltischen Sprache ist nun aber so sehr
Stückwerk, dass eine über eine geringe Wahrscheinlichkeit hinausgehende
Erklärung des Flussnamens dermalen zu den großen Seltenheiten gehören
muss. Ob aber dieser seltene Fall hier vorliegt? Begründet ist die vorgetragene
Deutung mit großem Scharfsinn und genauester Kenntnis alles
Einschlägigen. Aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, dass ich
überzeugt wäre, und muss deshalb wol auch ausführen, warum nicht.

Dass die alten Formen Treisima und Treisama auf ein Tragisama
zurückgehen, hat zunächst viel für sich. Auch der von Buck schon angenommene
Stamm trag = laufen scheint noch annehmbar, obwol mir die
Buck-Lohmeyerschen Flussbenennungen „Der Gehende, Laufende, Fließende"
usw. nie recht einleuchten wollen, weil sie zu wenig karakteristisch und
zu nichtssagend sind — jeder Fluss geht oder fließt doch — und weil
ich ein Grundwort vermisse, das allerdings in dem häufigen Schluss-a
stecken könnte. In Ubereinstimmung mit Buck ist nun der Auslaut isama
als Superlativform eines aus der Wurzel trag zu erschließenden Eigenschaftsworts
aufgefasst, so dass also etwa die Bedeutung „die sehr
schnelle" sich ergäbe. Als ähnliche Bildung ist von Flussnamen nur
Mettema beigebracht, doch dürfte das wenig Gewicht haben, da es doch
allezeit nur natürlich ist, dass man von drei gleichlaufenden Gewässern
das mittlere eben als solches bezeichnet (hier Metma zwischen Schwarza
und Schlücht).

Allein ein anderes Bedenken wiegt schwerer. Ist die Dreisam denn
auch sehr schnell? Ich habe sie selbst leider noch nicht gesehen, allem
Anschein nach trifft es jedoch nicht zu. Sie hat freilich ein etwas
stärkeres Gefäll als z. B. die Elz, nämlich etwa um 2 m mehr auf 1 km,
doch ist für diese Berechnung der regulierte Lauf zu Grunde gelegt und
nicht die ehemaligen vielen und großen Windungen unterhalb Freiburgs.
Überdies spricht Pfaff selbst S. 2 und 3 von dem schwachen Flüsslein und
von seiner „häufigen Abwesenheit" im Sommer und Winter. Dass auch
der sonst harmloseste Bach zuweilen gewaltig anschwellen kann, ist allerdings
unbestritten; nach diesem unnormalen Zustand wird er aber kaum
benannt. Dieser Einwurf ist schon von Buck erhoben mit den Worten:
Dies (die Raschheit des Laufes) könnte freilich nur von einem der Quellbäche
ausgesagt werden. Das erweckt nun allerdings den Anschein, als
kenne Buck Dreisam nur, wie es auch heutzutage noch zumeist angenommen
wird, als Namen von Zarten abwärts; darum weist Pfaff genau nach,
dass der Name schon im 12. Jahrhundert weiter hinaufreichte und zwar
ins Tal des Wagensteigbachs. Da fragt es sich aber zunächst, ob er
nicht eben erst von den Mönchen, etwa von St. Peter oder St. Märgen,
bis dort hinauf gezogen worden ist; der Flussname reicht ja häufig, wo
es nicht klar zu Tage liegt, welcher von mehreren Quellflüssen der eigentliche
Hauptfluss ist, ursprünglich nur bis zur Vereinigung der Hauptquellbäche
aufwärts (vgl. Donau: Brege und Brigach, Iiier: Breitach, Stillach,
Trettach u. a.)2. Das hängt überdies auch mit der Art und Weise der
Besiedelung zusammen. Das breite Rheintal, hier das Gebiet um den

2 Ein anderer Behelf ist die Scheidung: Vorder- und Hinterrhein,
Roter und Weißer Main u. a.


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